Oman 11:
genug von steilen Wadis und ruppigem Schotter

Di. 10.03.2015
Auch früh morgens zeigt sich unser Zeltplatz von der feinsten Seite. Zuerst ein herrlicher Sonnenaufgang, danach ein orange-rötliches Morgenlicht über dem weiten Bergplateau des Hadschar-Gebirges.

Laut GPS und Karte geht es für uns heute vorerst einmal gut 20km bergab – was in der Gegend natürlich sehr täuschen kann, denn es folgen immer wieder teils extrem steile Aufwärts-Abwärts-Passagen auf der oft tiefen Schotterpiste, die sich entlang eines breiten Wadis langsam ins Tal schlängelt. Entschädigt werden wir zwar mit einer wunderbaren Landschaft, aber die Strecke bis ins Tal zehrt doch ordentlich an den ohnedies schon etwas müden Reserven.

zwischen Al Masarrah und Al Fath
zwischen Al Masarrah und Al Fath

Auto sehen wir auf dem gesamten Passübergang bis Al Fath nicht eines – aber einen Bagger, der gerade größere Gesteinsbrocken über unsere Piste schiebt. Wir warten kurz, können aber bald weiter. Zweieinhalb Stunden brauchen wir, bis wir in Al Fath gut durchgeschüttelt und -gebeutelt auf eine nigelnagelneue Asphaltstraße kommen – eher überraschend, da auf unseren Google Earth Ausdrucken hier noch eindeutig eine Schotterstraße zu sehen ist.

Nachdem es hier (wie erwartet) weit und breit keinen Supermarkt bzw. kein Lokal gibt, legen wir im Schatten einer Mauer eine Essenspause ein und kochen uns kräftigende Nudelsuppe (noch von unseren importierten Not-Vorräten) mit Rest-Spaghetti vom letzten Pasta-Essen.

Während wir uns stärken, beobachten wir einen Einheimischen, der in seinem Geländewagen mit quietschenden Reifen frische Spuren auf dem jungfräulichen Asphalt platziert – offenbar ein beliebter Volkssport der Omanis. Immer wieder fährt er an uns vorbei, lenkt abrupt ein, bremst, gibt Gas, spielt James Bond … wir filmen mit unserem kleinen Fotoapparat und als er uns als potentielle Fans entdeckt, fährt er auf uns zu, hält an und steigt aus seinem Wagen. Wir unterhalten uns kurz mit Händen und Füßen über seine Performance und fragen gegen Ende, wo denn hier der nächste Coffee Shop sei. Offenbar wirken wir auf ihn derart armselig und oder ausgehungert, dass er ohne viele Worte in sein Auto steigt und nach 5 Minuten mit einem Sack Obst und einer Plastikbox voller Datteln wiederkommt. Er stellt uns alles hin, lächelt und verabschiedet sich von uns freundlich.

Nach Nudelsuppe und Obst geht es uns gleich deutlich besser, wir entscheiden uns aber dennoch die kommende Route etwas umzuplanen, da wir so überhaupt keine Lust mehr auf ruppige Schotterstraßen und ständiges steil rauf-und-runter haben. Also fahren wir weitere zweieinhalb Stunden auf feinster Asphaltstraße bis zur Pass-Kontrollstation auf der Höhe von Al Buraimi/Al Ain („Wadi Saa Entry Point“). Dort finden wir endlich auch wieder ein offenes kleines Straßen-Restaurant, in dem wir zusammen 3 große Teller einer Art Bohnengulasch verschlingen (köstlich!), dazu kalte Limo und zum Abschluss natürlich jeder noch einen süßen Chai trinken.

schmeckt wesentlich besser als es aussieht :)
schmeckt wesentlich besser als es aussieht 🙂

Wie ausgewechselt strampeln wir danach auf der Wadi Saa Road weiter – zuerst kurz steil bergauf, danach lange leicht bergab … insgesamt eine gute Stunde bis zur Autobahn Nr. 7, die wir dann noch eine knappe Stunde gegen den Wind ostwärts radeln.
Nach der Abzweigung Richtung Mahdah nehmen wir die erstbeste Schotterpiste rechts und fahren noch etwa 10 Minuten auf ruppigen Steinen, bevor wir auf einer weiten Ebene abseits von Straßen und Siedlungen ein letztes Mal unseren Zeltplatz einrichten.

unser letzter Zeltplatz - 20km vor Mahdah
unser letzter Zeltplatz – 20km vor Mahdah

Es ist zwar etwas diesig, aber wir genießen dennoch die untergehende Sonne und die wohligen Gedanken an ein baldiges Ende einer eindrucksvollen, phantastischen aber natürlich auch nicht ganz unanstrengenden Reise. Jedenfalls ist die Vorfreude auf ein weiches Bett, eine Dusche und ein paar ruhige Tage an diesem Abend besonders groß.

Etappendaten: 105km – 610hm

GPS-Track der 11. Etappe

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