05 – Mit Rad und Zelt unterwegs in:
Norddeutschland – Niederlande – Belgien

05 – Mit Rad und Zelt unterwegs in:<br>Norddeutschland – Niederlande – Belgien

Nach über 3.000 Kilometern durch Skandinavien fällt es uns extrem schwer, die enormen Eindrücke und Erlebnisse einfach so hinter uns zu lassen und uns kopfmäßig auf neue Länder und Kulturlandschaften einzustellen. Die ersten Kilometer durch Schleswig-Holstein entlang der Nordsee-Küste sind noch recht ähnlich unseren Impressionen aus Dänemark – die Dünenlandschaften gehen langsam in die Nationalsparks des Wattenmeers über. Entlang der Wege dominieren weiterhin Deichschafe, Vogelschwärme, Leuchttürme, Backsteinbauten und Reetdachhäuser unsere Umgebung.

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Erst nach der Elbfähre von Glückstadt nach Wischhafen ändern sich Landschaft und Strecke schlagartig. Unser Track führt uns durch das extrem landwirtschaftlich geprägte Niedersachsen und Nordrhein-Westfahlen. Meistens fragen wir bei Bauern, ob wir für eine Nacht unser Zelt auf ihrer Wiese aufstellen dürfen, was so gut wie immer sehr freundlich bejaht wird. Dabei machen wir einige sehr nette Bekanntschaften, werden mit Kartoffeln, Obst und einmal sogar einem leckeren Frühstück verwöhnt. Das Interesse an unserer Reise ist immer wieder sehr groß und es tut richtig gut, sich in der Muttersprache über Gott und die Welt zu unterhalten.

Wir besichtigen auch einige kulturell-architektonische Hochburgen wie z.B. Husum, Bremen und Stade. In Bremen nutzen wir erstmals die Option einer „Warmshower“-Übernachtung – ein Service von Radreisenden für Radreisende (https://de.warmshowers.org).  Wir verbringen zwei sehr nette Tage bei Dirk und Helmut sowie Blindenhund Nanook, werden durch die Stadt geführt und kulinarisch verwöhnt. Zum Ausgleich gibt es von uns österreichische Spezialitäten: Knödel-Tris und Kaiserschmarrn 🙂

Weiter geht es dann für uns Richtung Niederlande. In ’s-Heerenberg schüttet es gewaltig – schade für die Stadt, da gerade ein groß inszeniertes Mittelalter-Fest im Gange ist. Die Stimmung ist dennoch gut, wir rollen durch das Zentrum und besichtigen natürlich auch das „Huis Bergh“.

Dass wir auf einmal in den Niederlanden unterwegs sind, merken wir vor allem an den sensationell ausgebauten Radwegen und natürlich auch an den Schildern und Plakaten, die immer wieder für uns recht belustigende Vokabel aufgedruckt haben – so steht etwa an den Tafeln der Immobilienhändler, wenn ein Objekt erfolgreich verkauft wurde, dick und fett das Wort „verkocht“.
Auch sonst sehen wir entlang unserer Strecke durchaus Ungewöhnliches – etwa eine gut getarnte Hanfplantage, von deren Qualität wir uns an Ort und Stelle rein schnuppernd überzeugen 🙂

tolle Radwege in den Niederlanden

tolle Radwege in den Niederlanden

Entlang der Maas fahren wir über Maastricht nach Lüttich, wo wir unter anderem die St.-Pauls-Kathedrale besichtigen und anschließend weiter Richtung Ardennen radeln.

Das Wetter ist mittlerweile gemäß der Jahreszeit hochsommerlich heiß – dennoch jubeln wir sehr, als wir nach gut 1.300 flachen Kilometern endlich wieder mal einen ernstzunehmenden Anstieg vor uns haben. Vor allem die Perspektive von weiter oben mit ein wenig Aussicht über mehrere Hügel und Dörfer hat uns schon richtig gefehlt.

In Belgien passieren wir einige kleine Dörfer, die oft mit gewaltigen Stein-Kathedralen, -Burgen und -Schlössern auftrumpfen. Ansonsten ist auch hier das Radfahren – ähnlich wie bei uns zu Hause – im Vergleich zu den den gewaltigen Eindrücken aus Skandinavien zwar recht nett, aber insgesamt doch relativ langweilig.

Eine sehr schöne Abwechslung bringt uns der Besuch von Hanas Eltern in Louette-Saint-Denis, einem kleinen Dorf in den Ardennen. Wir verbringen zusammen zwei feine Tage bei Christel und Prosper im „Maison des Arts“, werden kulinarisch verwöhnt und erfahren bei den gemeinsamen Abendessen einiges über die Gegend und Belgien im Allgemeinen. Unsere Gastgeber kommen ursprünglich aus dem Norden Belgiens, sprechen daher Flämisch aber auch etwas Deutsch … und so unterhalten wir uns hervorragend in einem wilden Mix aus Französisch, Englisch und Deutsch.

In Louette-Saint-Denis beschließen wir dann auch eine Planänderung unserer weiteren Route: anstelle von Frankreich, Spanien und Portugal wollen wir doch über die Alpen zurück nach Hause radeln – aus mehreren Gründen:

  • Zu sehr sind unsere Eindrücke und Gedanken von den überwältigenden Erlebnissen aus Skandinavien geprägt, sodass es jedes weitere Land für uns momentan sehr schwer hat, 100% Aufmerksamkeit zu erhalten.
  • Insgesamt geht uns der Wechsel zwischen den Ländern auch eine Spur zu schnell – sobald wir uns auf ein neues Land eingestellt haben, sind wir schon wieder im nächsten.
  • Auch haben wir nicht wirklich Lust, in diesem Tempo bis Portugal weiter zu reisen. Zwar liegen wir an der Grenze Belgien/Frankreich eigentlich genau in unserem groben Zeitplan … ein wenig kürzere Etappen und mehr Ruhetage scheinen uns momentan jedoch durchaus verlockend.
  • Auch die Schweiz und Italien bieten uns verlockende Perspektiven – vor allem die Aussicht auf ein paar hohe Alpenpässe …
  • Und wir haben ein richtig gutes Gefühl bei dem Gedanken, uns wieder langsam der Heimat anzunähern und mit dem Fahrrad bis vor unsere Haustür zurück zu reisen.

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