Wien – Passau … ein Tagesritt

Wien – Passau … ein Tagesritt

Samstag, 3.00 Uhr morgens: der Wecker läutet und wir sind erstaunlich munter, nachdem die Aufregung sowieso keinen ruhigen Schlaf erlaubte. Ein ordentliches Frühstück und dann war um genau 4:06 Abfahrt zu unserem Projekt “Wien – Passau”, das an sich als recht spontane Idee vor ein paar Wochen entstanden ist.

Nachdem wir heuer vielleicht 2-3 mal auf dem Rennrad gesessen sind und auch Wettkampf-bedingt die letzten Monate keine wirklich langen Trainingseinheiten absolviert hatten, war für uns der Ausgang unseres Vorhabens völlig ungewiss.
Geplant hatten wir dafür die Tage zuvor sehr gewissenhaft. Unser Gepäck (v.a. Gewand für den Abend und nächsten Tag) wogen wir aufs Gramm genau ab, um die leichtesten Schuhe, das leichteste Shirt und die leichteste Hose in den Rucksack zu packen.
Bei freytag & berndt kauften wir die komprimierteste Faltkarte des Donauradwegs – ganz zum Unverständnis des Verkäufers, da ja hier keine Unterkunft-Infos enthalten sind … den Streckenplan definierten wir vorab genau (wo Nord- und wo Südufer sinnvoller schienen) und wir nahmen uns fixe Pausenintervalle für den ganzen Tag vor, um zwischendurch immer etwas auszulockern und von der für uns doch ungewohnten Radposition entspannen zu können.
Auch waren wir uns einig, dass wir bei frühzeitigen Problemen/Schmerzen oder stärkerem Gegenwind das Ganze vorzeitig abblasen würden. Wir nahmen uns vor, so gut wie möglich konstant ein Tempo von 30km/h zu fahren und kalkulierten in jedem Fall 11h reine Fahrtzeit für die 300km.

 

Die Strecke “Wien – Passau” und nicht “Passau – Wien” zu wählen, erwies sich vor allem zu Beginn als extrem glücklich, da es bis Tulln stockfinster war und wir mit unseren Stirnlampen bei 30km/h nicht wirklich optimale Sichtverhältnisse hatten. Dazu kam immer wieder Nebel, bei dem ein stärkeres Licht wahrscheinlich sogar kontraproduktiv gewesen wäre …  so waren wir froh, dass wir die Wege von Trainingsfahrten her quasi auswendig kannten und zu Beginn gleich ordentlich Meter machen konnten.

 

Dennoch war die Freude groß, als es dann bei Zwentendorf langsam heller wurde und wir in Folge eine überraschend faszinierende Morgenstimmung entlang der Donau erleben konnten.
Zwar spürten wir, dass es eher frisch ist, aber so richtig wurde es uns beim 1. Stopp in Mautern (gegenüber von Krems; 83km) bewusst, dass wir fast 3 Stunden in der morgendlichen Kälte unterwegs waren. Etwas ausgefroren und zittrig machten wir uns über leckeren Café und Weckerln her, bevor es bei fantastischem Morgenlicht durch die Wachau weiter ging bis nach Melk.

 

Hier wechselten wir ans Nordufer und freuten uns erstmals über den prognostizierten Süd-Ost-Wind, der uns ein paar km/h schneller über Persenbeug und Grein bis nach Mitterkirchen brachte, wo wir nach 174km Mittagspause machten.
Wenig spektakulär und etwas mühsam durch Boden-Unebenheiten und zahlreiche Straßen-Querungen (Fahrverbotsschilder an Bundesstraßen …) ging es die nächsten Kilometer weiter über Mauthausen und St. Georgen Richtung Linz. Hier waren auch die einzigen Passagen, die dürftig ausgeschildert waren, sodass wir über unsere freytag & berndt-Karte extrem glücklich waren, dank derer wir quasi keine Umwege und Verirrungen schafften.
Die Kilometer vor Linz haben wir dann beide recht böse empfunden, da man schon von weitem die Industrie/Stadt sieht aber nur langsam näher kommt, bis man endlich die Brücke beim Ars Electronica Center erreicht, wo wir bei km 218 wieder ans Südufer wechselten und uns im Lentos-Café Palatschinken und Cappuccino gönnten.

 

Ab Aschach (km 234) begannen wir schon leise innerlich zu jubeln, da wir ohne Schmerzen und mit noch recht fitten Beinen nach wie vor ein ordentliches Tempo fahren konnten. Erst bei den zahlreichen (wenn auch kurzen) Steigungen vor Passau merkten wir, dass der Körper nach einem Ende ruft. Wir fuhren jetzt der Sonne entgegen und zählten den Countdown an Kilometern.
Und dann war es endlich da: das Ortsschild von Passau! Wir strahlten uns an und umarmten uns … im Wissen, es nicht nur geschafft, sondern auch einen fantastischen, unvergesslichen Tag erlebt zu haben.
Nach 300,7 km und einer reinen Fahrtzeit von 11h17min standen wir vor unserem Hotel und ließen es uns in Folge gut gehen …

 

Am nächsten Tag frühstückten wir ausgiebigst und bummelten ein paar Stunden durch Passau, bestaunten das Aufeinandertreffen von Donau und Inn und kehrten immer wieder wo nett ein, um uns zu „belohnen“.
Später ging es dann mit der ÖBB ErlebnisBahn “RadExpress Donau” um sensationelle EUR 22,- pro Person (inkl. Radtransport) zurück nach Wien.
Sollte jemand Lust auf “Wien – Passau mit dem Rad” bekommen haben, geben wir gerne alle Infos und Tipps weiter, die wir am Wochenende sammeln konnten.