3 Tage Bikepacking Friaul & Goriška

3 Tage Bikepacking Friaul & Goriška

Ein frühsommerliches Wochenende im April nutzten wir für eine erste mehrtägige Tour mit unseren neuen Velotraum Bikes im nahen Friaul sowie im Grenzgebiet der slowenischen Region Goriška (3 Etappen / 233 km / 6.022 hm). Als Start- und Zielort wählten wir Gemona del Friuli, das wir von zahlreichen Gravel-Tagestouren im Winter mittlerweile gut kennen. Wir überlegten uns im Vorfeld zwei attraktive Übernachtungsplätze und planten dann eine möglichst abwechslungsreiche Route zwischen unseren drei Etappenorten.

Die Velotraum Speedster mit 2,35er MTB-Reifen waren die optimale Wahl für unsere 3-tägige Bikepacking-Runde über die einsamen, oft sehr holprigen Pisten im italienisch-slowenischen Grenzgebiet südlich von Gemona. Bergab jede Menge Kontrolle und Komfort. Bergauf leichtgängig und agil. Einfach perfekt!

Etappe 1

Unsere 1. Etappe von Gemona zur Baita Menecon führt nur zu Beginn ein paar Kilometer flach dahin, ehe es von Venzone aus im Val Venzonassa lange und teilweise sehr steil bergauf geht. Ca. 1.200 Höhenmeter, unterbrochen durch eine Zwischenabfahrt, geht es anfangs asphaltiert, später auf einer teils grob-ruppigen Schotterpiste komplett einsam hinauf zu einer namenlosen Passhöhe (1.085 m). Bereits hier sind wir absolut froh über unsere 2,35 breiten MTB-Reifen, die im Vergleich zu unseren 45er Gravelreifen deutlich mehr Traktion und Komfort bieten. Auch das 38er Kettenblatt vorne statt dem 40er beim Gravelbike macht die saftigen Steilrampen eine Spur entspannter.

Dennoch sind wir froh, als es nach 3 Std. Fahrzeit für längere Zeit bergab geht – hinunter nach Pradielis, wo wir uns im Fornaio Graziutti mit Caffè und Panini stärken, knapp bevor die Bar um 12:30 Uhr zwecks Mittagspause zusperrt.

Insgesamt ist die Gegend bisher extrem einsam und das wird sich auch auf den kommenden Kilometern bis morgen nach Cividale nicht ändern. Unsere weitere Route zur Baita Menecon führt abwechselnd über schmale Asphalt- und Schotterstraßen – immer bergauf, bergab. Am Ende des Tages werden es über 2.300 Höhenmeter auf nur 63 km sein.

Highlight des Tages ist die auf einer Lichtung malerisch gelegene Baita Menecon, eine saubere, offene Hütte zum Übernachten mit großem Tisch, Küche, 2 Betten/Matratzen und einem Brunnen mit frischem Quellwasser davor. Es ist immer wieder großartig zu sehen, wie andere Menschen, Organisationen oder Vereine der Öffentlichkeit derartige Geschenke bereiten und uneigennützig ihre Infrastruktur anderen Naturliebhaber:innen frei zur Verfügung stellen. Wir verbringen hier jedenfalls dankbar eine ruhige und energiespendene Nacht.

Etappe 2

Tag 2 beginnt mit 3 kurzen Anstiegen, wobei der dritte das eigentliche Tageshighlight wird: ein großartiger Kammweg mit schönen Panoramablicken, teils Singletrack, teils Doubletrack, führt von Tamoris zur Chiesa del Santo Spirito, mal über aussichtsreiche Lichtungen, mal in Schlangenlinien durch dichte Wälder … ein echter MTB-Spaß, der die kurze Schiebepassage zu Beginn absolut lohnend macht.

Weniger toll wir die elendslange, extrem ruppige Abfahrt nach Cividale. Die etwa 7 km stets leicht bergab wären nicht einmal mit unseren MTB Hardtails ein Vergnügen – ungefedert mit Gepäck eine echte Qual da im Schrittempo hinunter zu bummeln.

Zum Trost gibt es in Cividale eine Menge netter Einkehroptionen, bevor es wieder sehr einsam wird. Nach 10 flachen Kilometern durch Wein- und Obstgärten geht es für den Rest des Tages großteils bergauf entlang der italienisch-slowenischen Grenzkammstraße. Zu Beginn kann man auf einer schmalen 25-28% Beton-Rampe im Wald die Kletterfähigkeit von Bike und Beinen testen. Danach geht es abwechslungs- und aussichtsreich über einen Mix aus Schotter- und Asphaltstraßen deutlich sanfter berghoch.

Geöffnete Bars finden wir keine, also rasten wir 3 Stunden nach Cividale beim Lebensmittelautomaten in Liv. Cola und Bio-Schokoriegel spenden neue Energie für die weiteren, langen Anstiege.

Unser Ziel ist das Bivacco Zanuso auf 1.100 m Höhe. Die letzten 500 Höhenmeter ziehen sich ein wenig, doch sowohl die geniale Straßenführung als auch die weiten Panoramablicke entlang der slowenischen Grenzkammstraße lassen keine Langeweile aufkommen. Am Ende wählen wir nochmals eine kurze, lohnende Offroad-Passage über einen aussichtsreichen Wiesenhügel, ehe wir zum Bivacco Zanuso abfahren.

Hier treffen wir einen italienischen Motorradfahrer, der gerade Holz für ein kleines Lagerfeuer sammelt. Wir plaudern mit ihm nett über die Gegend und das Reisen, auch er ist oft mit dem Fahrrad mehrtägig unterwegs. Da es sehr windig und kühl ist und wir für Outdoor-Dusche und Übernachtung im Bivacco lieber allein gewesen wären, ziehen wir weiter und beschließen nach Kobarid abzufahren, wo wir ein freies Apartment suchen und – um diese Jahreszeit auch schnell finden. Abends essen wir sehr gut und gemütlich in der Hisa Polonka. Dass hier im Sommer ein total überfüllter Tourismus-Hotspot nahe der Soča ist, merken wir heute so ganz und gar nicht.

Etappe 3

Die gut 900 Höhenmeter Abfahrt vom Bivacco Zanuso nach Kobarid wären heute Morgen kein Vergnügen gewesen – es ist zwar sonnig, aber eisig kalt und sehr windig, als wir um 7 Uhr morgens Kobarid verlassen.

Die ersten 20 Kilometer wählen wir Radwege und schmale Asphaltstraßen hinauf nach Breginj, von wo aus man einen phantastischen Blick zum 1.673 m hohen Stol und die umliegende Bergkette der Julischen Alpen genießt.

Highlight des Tages wird der lange Schotter-Anstieg von der Grenzbrücke Most na Nadiži/Ponte Vittorio (387 m) hinauf nach Montemaggiore (800 m). Für die Querung des Rio Bianco ziehen wir uns die Radschuhe aus schieben unsere Bikes durch das nicht sehr tiefe Wasser, da uns der teils moosbedeckte Untergrund sehr rutschig vorkommt (was er auch ist) und wir keine Lust haben, dass uns bei der Durchfahrt das Vorderrad wegschmiert. Bis hinauf zur spektakulären Rio Bianco Schlucht schlängelt sich die Gravel-Piste durch die faszinierende, wilde und vor allem komplett einsame Landschaft des Natura 2000 Gebiets.

Einige Passagen verlangen kurze Foto-Stopps, eine längere Pause gibt es dann in Montemaggiore , wo wir bereits um 11 Uhr in der Bar Trattoria Montecarlo von der freundlichen Inhaberin ein warmes Mittagessen (köstliche Gnocchi) serviert bekommen.

Einen Teil der weiteren Strecke nach Cornappo sind wir bereits 2 Tage zuvor in die Gegenrichtung gefahren, ehe wir kurz nach Monteaperta die schmale Straße nach Villanova delle Grotte (toller Panorama-Blick) und weiter zum Forte del Bernadia am Monte Lonza (840 m) wählen.

Noch einmal blicken wir über die weite friulanische Ebene, ehe wir die schmale, lässige Asphalt-Abfahrt nach Tarcento angehen. Das Wasser des Torrente Torre ist wie der Tagliamento glasklar türkisgrün bzw. „lichtgrün“, wie die RAL 6027 Farbe offiziell heißt, die wir für unsere Velotraum-Bikes gewählt haben – einfach traumhaft 😊

Nach einem Kaffee- und Kuchen-Stopp in Tarcento heißt es noch 15 km locker ausstrampeln, ehe wir wieder am großen Parkplatz des öffentlichen Karnkenhauses in Cividale (Piazza Rodolone) die Bikes in unseren Caddy laden.

GESAMT: 233 km / 6.022 hm

Etappen auf Strava:

Etappe 1 (5:49:45 63,25 km 2.315 m)
Etappe 2 (7:25:55 91,75 km 2.081 m)
Etappe 3 (5:53:40 78,31 km 1.626 m)