Das Frühstück in Opuzen wird uns lange in Erinnerung bleiben. Nicht dass es an Kreativität unüberbietbar wäre – aber es verdient durchaus das Prädikat “unkonventionell”.
Die Bar, die auch die Zimmer vermietet, hat schon geöffnet – und ein paar müde Gestalten schlürfen mit Zigarette in der Hand ihren Morgentrunk. Der Barmann mit dunkler Sonnenbrille führt uns in den “Frühstücksraum”. Auf einem Tisch ist für uns bereits gedeckt – wir erblicken zwei große aufgefaltete Servietten, unter denen sich offensichtlich etwas zum Beißen verbirgt. Neugierig lüften wir das Papier und staunen nicht schlecht, als wir auf jedem Teller zwei nackte Kipferl und ein Schokohörnchen erblicken. Wir denken sehnsüchtig an die drei Spiegeleier von Sevnica, frühstücken aber dennoch bestens gelaunt, da der heftige Regen der Nacht strahlendem Sonnenschein gewichen ist. Entsprechend klar und farbenfroh in der Morgensonne präsentieren sich die ersten Ausblicke über das Neretva-Delta mit den knallig orangen Mandarinenbäumen. Wir hatten bei uns zu Hause im Supermarkt noch nie Mandarinen aus Kroatien in der Hand, denken in dem Moment aber, dass es alleine hier so viele Mandarinen geben muss wie in der gesamten Steiermark Äpfel … so weit reichen unsere Blicke über die dichten Plantagen.
Bald darauf erreichen wir die Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Die Grenzbeamten mustern uns mit ernster Miene, stempeln die Pässe und winken uns weiter. Vor uns liegt Neum, die einzige Küstenstadt Bosnien-Herzegowinas. Kroatien (und damit ab 2013 voraussichtlich die EU) ist hier in einem Abschnitt von etwa 10km unterbrochen. In der Gemeinde Neum leben 90% Kroaten, was sich dem Durchreisenden vor allem dahingehend bemerkbar macht, dass die kyrillischen Namen auf Ortstafeln und Wegweisern fett ausgeschwärzt sind.
An der zweiten Grenze werden wir locker durchgewunken. Zurück in Kroatien denken wir nur an eines: Dubrovnik. Je näher wir kommen, desto toller wird die Küste. Wir passieren unzählige Fotomotive und genießen die prachtvollen Blicke über das kräftig blaue Meer und die mediterrane Vegetation entlang der Straße. Über die kolossale Franjo-Tuđman-Brücke fahren wir schließlich triumphierend in Dubrovnik ein. Immer noch die trüben Prognosen und Tourende-Gedanken aus Split im Kopf, fühlen wir uns in Ragusa (ital./dt. Name von Dubrovnik) bereits wie am Ziel unserer Reise. Wir feiern mit Radler zum Mittagessen, während wir durchaus gerührt Bilder und Momente der letzten 10 Tage im Kopf Revue passieren lassen … suchen anschließend ein Zimmer in der Nähe des Zentrums und starten nach einer ausgedehnten Wäschewaschung unsere Besichtigungstour. Den Rest des Tages kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Ein ungemein dichtes Netz schmalster Gassen, gespickt mit Restaurants, Geschäften und überwältigenden Sehenswürdigkeiten, versteckt sich hinter den dicken Mauern der Altstadt, in die man durch mächtige Eingangstore Zutritt findet. Läge nicht ein immens touristischer Flair in der Luft, würde uns das Zentrum wahrscheinlich für längere Zeit fesseln. So suchen wir ein Bankerl außerhalb der Stadtmauern und picknicken – an drei Seiten umgeben vom tosenden Meer – in den Sonnenuntergang hinein. Erst im Dunklen, als die meisten Tagesgäste die Altstadt verlassen haben, legen wir ein paar süße Palatschinken an der Placa/Stradun nach.