Am Morgen präsentiert sich uns ein komplett anderes Bild von Kotor. Dampfende Nebel weichen wohltuendem Sonnenlicht – ein versöhnlicher Abschied, nachdem wir am Vortag in unserem Reisetagebuch bereits notiert hatten: “Montenegro hat uns nicht lieb“.
Wir starten bei frischen Temperaturen unsere letzte Etappe, die es braucht, um wieder nach Hause zu gelangen. In engen Serpentinen schrauben wir uns eine Bergstraße zu einem Sattel hinauf und werden mit weiten Blicken über die friedlich daliegende, von eindrucksvollen Bergflanken umgebene Bucht belohnt.
Auf der anderen Seite des Sattels taucht der Flughafen von Tivat auf, den wir rechts liegen lassen und in Richtung Budva weiter strampeln. Die Hauptstraße ist jetzt relativ stark befahren, immer wieder weichen wir boshaften Glasscherben aus und auch Abfall und Müll am Straßenrand haben sichtbar zugenommen. Wir spüren sehr bald, dass die Highlights unserer Reise weit hinter uns liegen.
An diesem Gefühl ändern auch die Blicke auf die Stadtmauern von Budva und die Hotelinsel Sveti Stefan sowie der ein oder andere längere Anstieg mit Fernsicht nichts.
In Bar angekommen, steuern wir auf den Hafen zu, essen zu Mittag – mangels Alternativen – Pasta-Pizza und suchen ein Hotel in Bahnhofsnähe. Ursprünglich dachten wir, hier zumindest einen Tag am Strand anzuhängen. Die gesamte Atmosphäre in Bar empfinden wir allerdings derart reiz- und trostlos, dass wir recht schnell die Entscheidung fällen, bereits am nächsten Morgen heimwärts zu reisen.
Trotzdem unternehmen wir zumindest einen kurzen Spaziergang zum Meer, baden unsere Füße im wohltuenden Salzwasser und genießen nochmals das großartige Gefühl, eine lange, faszinierende Reise ohne Panne und ohne Sturz geschafft zu haben.
Nach einem Drink in einem halbwegs netten Strandcafé decken wir uns im Hotel-nahen Supermarkt mit einer Menge Essen und Trinken für den kommenden Reise-Tag ein, da die Antwort am Bahnschalter auf unsere Frage, ob es denn ein Restaurant im Zug gäbe, überaus kurz, resch und vage war: “Maybe … maybe not.” … Ähnlich streng die Antwort des Portiers im Hotel, ob er denn (als Schutz für die Schaltaugen an den Bikes) eventuell altes Zeitungspapier für uns hätte (neben ihm gefächert sämtliche Newspaper der Region): “No.” … Okay, war ein Versuch.
Wir sammeln statt dessen Karton im Supermarkt, trennen dann im Hotel die Laufräder von den Rahmen und verpacken unsere Bikes wie geplant in Frischhaltefolie – eine etwas mühsame Prozedur, aber letztendlich halten wir zwei Gepäcksstücke in der Hand, die sich ohne Gewackel recht gut und kompakt transportieren lassen.
Wenig später heißt es zum letzten mal für uns: Laku noć!