Tromsø – Perchtoldsdorf 06:
über die Alpen zurück in die Heimat

Tromsø – Perchtoldsdorf 06:<br>über die Alpen zurück in die Heimat

Unser Heimweg Richtung Alpen beginnt in den landwirtschaftlich stark geprägten und sehr dünn besiedelten Ebenen Lothringens. Das Wetter ist perfekt und wir genießen die fast immer sehr einsamen Zeltplätze am Waldesrand. Als uns ein Spaziergänger spät abends auf einer Wiese sitzen sieht und wir ins Gespräch über unsere Reise kommen, bringt er uns zwei Stunden später (als es schon stockfinster ist) zwei Stück frisch gebackende Tarte aux mirabelles vorbei … fürs Frühstück, da wir bereits in unseren Schlafsäcken liegen – wir sind durchaus gerührt ob der unerwarteten Bescherung 🙂

Unser nächstes kleines Highlight ist die Überquerung der Vogesen über die berühmte Route des Crêtes – etwa 55km am Kamm entlang von Gipfel zu Gipfel. Auf etwa 1.200m finden wir einen herrlichen Zeltplatz, bei dem wir einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen, bevor es am nächsten Tag über den 1.424m hohen Grand Ballon ins Tiefland Richtung Elsass geht.

Sonnenuntergang in den Vogesen

Sonnenuntergang in den Vogesen

Noch einmal überqueren wir den Rhein und wechseln von Frankreich in die Schweiz. Starkregenbedingt legen wir zwischen Basel und Zürich einen Ruhetag ein, genießen darauf jedoch die ersten hohen Alpenpässe bei prächtigstem Sonnenschein. Ab dem Walensee geht es etwa 2.000 Höhenmeter bergauf – über das Prättigau und Davos bis zum 2.383 hohen Flüelapass, den wir früh morgens nach einer frischen Zeltnacht bei fast wolkenlosem Himmel erreichen.

Morgenstimmung am Flüelapass

Morgenstimmung am Flüelapass

Über den 2.149m hohen Ofenpass ist leider recht dichter Verkehr und so freuen wir uns umso mehr über die ruhige und einsame Vinschgauer Höhenstraße zwischen Schluderns und Schlanders mit herrlichen Ausblicken auf das Ortlermassiv. Anschließend rollen wir mitten durch die gigantischen Apfel-Monokultur-Plantagen nach Meran und weiter nach Bozen, wo wir bei einer Freundin sehr nett frühstücken.

Als nächstes warten auf uns die Dolomiten beginnend mit der ordentlich steilen aber ab St. Peter im Villnösstal wunderschönen, quasi einspurigen Pass-Straße über das Würzjoch (1.987m). Nach einer rasanten Abfahrt erklimmen wir noch am selben Tag den Passo di Valparola (2.192 m), auf dem wir eine frische aber panoramamäßig grandiose Zeltnacht verbringen. Früh morgens wärmt uns immerhin der leckere Kaiserschmarrn mit am Vortag gesammelten Preiselbeeren.

Abendstimmung am Valparolapass

Abendstimmung am Valparolapass – 2.192 m

Über Cortina d’Ampezzo und das Cadore geht es von Auronzo di Cadore am Rande der Sextner Dolomiten noch einmal steil und einsam bergauf zum Passo San Antonio (1.489m). Am nächsten Morgen treffen wir in Padola meine Eltern, die uns kulinarisch verwöhnen und bis Santo Stefano di Cadore begleiten.

Familientreffen in Padola

Nach dem Mittagessen wird es für uns wieder einmal spannend: wir möchten über die für den allgemeinen Verkehr seit Ende der 1970er Jahre offiziell gesperrte Strada statale 465 mit ihren legendären 14 quasi identen Kehren – ein echtes Gustostück italienischer Straßenbaukunst. Die letzten Kilometer zur 1.549m hohen Forcella Lavardet sind dann jedoch großteils sehr steinig-ruppig und oft auch tief-schottrig, was mit schwer bepackten Tourenbikes recht mühsam zu fahren ist. Dafür finden wir oben einen sehr feinen, einsamen und sonnigen Zeltplatz.

Am nächsten Morgen wechseln wir in die autonome Region Friaul-Julisch Venetien und erleben nach vielen herrlich sonnigen Tagen wieder einmal ein paar Kilometer im Regen. Auf den Spuren des Giro d’Italia geht es zweimal für einige hundert Höhenmeter ordentlich bergauf, bevor wir Paularo (648m) erreichen, wo der letzte richtig große Anstieg unserer Reise auf uns wartet: bis zu 18% steigt die extrem schmale Straße Richtung Passo del Cason di Lanza. Als der Regen immer stärker wird, schlagen wir unser Zelt unter dem trockenen Vordach einer geschlossenen Hütte auf – seit Paularo ist die Gegend so gut wie menschenleer und durchaus etwas mystisch.

auf den Spuren des Giro d'Italia

auf den Spuren des Giro d’Italia

Am nächsten Morgen scheint wieder etwas die Sonne und wir strampeln die letzten paar hundert Höhenmeter bergauf zum Straniger Sattel (1.538m – Grenze Italien/Österreich) – mal schottrig, mal gepflastert, immer wieder sehr steil, für uns aber gerade noch fahrbar. Bei der Straniger Alm genießen wir Kaffee mit einem süßen Krapfen und kaufen etwas Almkäse aus der eigenen Käserei, bevor wir die 900hm Schotterabfahrt ins Gailtal starten.

nicht mehr weit in die Heimat ...

nicht mehr weit in die Heimat …

Nach zwei Stunden im Dauerregen landen wir in Villach, wo wir zwei Nächte bei unseren ehemaligen XTERRA-Kollegen Martina und Michael verbringen. Wir werden von den beiden so toll mit Kleidung und Equipment ausgestattet, dass wir erstmals seit 2013 wieder eine morgendliche Schwimm-Trainingseinheit absolvieren und dann noch eine super Bergtour im Gebiet des Monte Lussari unternehmen – 1.000 Dank 🙂

Cima del cacciatore - super Bergtour mit Martina und Michael

Cima del cacciatore – super Bergtour mit Martina und Michael

Damit enden auch unsere richtig bergigen Tage – vor uns liegen die letzten Etappen unserer Reise von Tromsø nach Perchtoldsdorf. Es geht auf großteils bekannten Wegen entlang der Drau bis Slowenien, über den Radlpass in die Steiermark und durchaus hügelig über Mönichkirchen am Wechsel zurück Richtung Heimat … nicht sehr aufregend – dafür aber viel Zeit, um die zahlreichen Erlebnisse der letzten Tage und Wochen im Kopf zu verarbeiten und uns langsam wieder unserem zu Hause anzunähern.

wieder zu Hause

Ein paar Eckdaten zu unserer Reise:

Tage unterwegs: 83
Ruhetage (Tage ohne Quartierwechsel): 8
Nächte im Zelt: 62 (wild: 49 / Campingplatz: 13)
Nächte bei Freunden/Warmshowers: 10
Nächte in Pensionen/Hotels/Bauernhöfen: 11
richtige Sonnentage am Rad: 29
richtige Regentage (Dauerregen) am Rad: 3
Kilometer gesamt: 5.907
Höhenmeter gesamt: 56.213
Reine Fahrzeit: 328h und 28m
längste Etappe (reine Fahrzeit): 7h und 28min (Dänemark gegen den Sturm)
längste Etappe (Kilometer): 126 (Kärnten)
meiste Tages-Höhenmeter: 2.192 (Dolomiten)
Pannen und Stürze: 0
Radservice-Tage (Putzen, Antrieb säubern): 3
kg Mehl (für Kaiserschmarrn): 9
kg Zucker: 3
Liter Reinbenzin (für MSR Kocher): 5,5

die groben Eckdaten unserer Reise :)

Unsere Strecke:

tromso-perchtoldsdorf - unsere strecke

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