Kastilien La Mancha:
Ruta de Don Quijote: die berühmtesten Windmühlen der Welt

Kastilien La Mancha:<br>Ruta de Don Quijote: die berühmtesten Windmühlen der Welt

Nach 3 Ruhetagen und mit neuer alter Kamera geht es von Cuenca auf direktem Weg zu den weltberühmten Windmühlen im Herzen von Kastilien La Mancha. Ob allerdings die Windmühlen in Consuegra oder die in Mota del Cuervo oder gar die bei Campo de Criptana als Vorlage für Cervantes Don Quijote gedient hatten, darüber streiten gerne die Einheimischen. Uns ist es relativ egal – wir wollen uns auf jeden Fall alle drei Ortschaften ansehen und selbst entscheiden, welche Windmühlen am „riesigsten“ auf uns wirken.

11. Etappe – Mota del Cuervo

Für den Weg nach Mota del Cuervo wählen wir die einsame, sich wunderbar über die Hügel und bunten Felder der Mancha schlängelnde CUV-7042. Aber auch auf der folgenden N-420 mit ihrem breiten Seitenstreifen macht das Radeln richtig Freude, vor allem weil wir merken, wie wir die Kilometer heute so richtig herunterspulen.

Hunger und Appetit sind natürlich dennoch irgendwann Thema und so beschließen wir nach gut 85 km in der kleinen Ortschaft Villaescusa de Haro zu rasten. Nach ein paar Minuten finden wir eine schattige Sitzbank vor einem Kloster. Wir genießen unser Mittagessen, noch nichts ahnend, dass sich im Haus neben uns eine sensationelle, kleine Bäckerei befindet. Nicht nur, dass wir bei unserer Sitzbanksuche so gut wie niemanden im Ort begegnet sind, Villaescusa de Haro wirkt auf uns wie ausgestorben, vielleicht weil es schon nach 13 Uhr ist. Dann taucht auf einmal ein Mann auf, der an uns vorbei spaziert und zwei Minuten später mit zwei Baguettes unterm Arm zurückkommt. Wir schauen uns gegenseitig verwundert an, stehen von unserer schattigen Bank auf und gehen die Straße hinüber zum nächsten Haus, wo tatsächlich über der Eingangstür das von uns heißgeliebte Schild „Panderia“ hängt. Wir kaufen ein paar süße Leckereien und wechseln mit dem Inhaber der Panderia Jesús Gómez ein paar Worte. Er ist auch leidenschaftlicher Radfahrer, denn Radfahren bedeutet für ihn absolute Freiheit. Hier in Spanien fühlen wir genauso. Als wir schon wieder vor dem Kloster im Schatten sitzen, kommt Jesús Gómez nochmals zu uns und überreicht uns ein Sackerl mit sensationellen Schoko-Muffins und Mandelkeksen – als kleines Geschenk – köstlich.

Gut gestärkt geht es weiter nach Mota del Cuervo. Ein paar Kilometer vor der Ortschaft befindet sich ein kleines Waldstück, in dem wir einen passenden Zeltplatz für heute Nacht auskundschaften. Danach geht es hoch zu den Windmühlen. Wir haben richtig Wetterglück, denn abends erleben wir einen phantastischen Sonnenuntergang von der kleinen Anhöhe aus. Es ist herrlich ruhig hier, kaum Touristen und nur eine Handvoll Einheimischer, die am Rastplatz bei den Molinos gemütlich beisammensitzen. Wir schauen der Sonne zu, wie sie am weiten Horizont der Mancha verschwindet und rollen danach zurück zum Waldstück, wo wir eine ruhige, feine Nacht verbringen.

12. Etappe – Consuegra

Am nächsten Morgen bauen wir zeitig unser Zelt ab und fahren mit Stirnlampen wieder hoch zum Picknickplatz bei den Windmühlen, wo wir in einem überdachten Grillplatz Schutz vor der Morgenkälte finden und bequem frühstücken. Zum Sonnenaufgang, der hier oben nicht weniger beeindruckend ist wie der gestrige Sonnenuntergang, sind wir bereits fix und fertig, um nach einer kleinen Foto-Session weiter Richtung Consuegra zu reisen.

Nach gut 30 km auf der „Ruta de Don Quijote“ erreichen wir Campo de Criptana, wo wir den Anstieg zur „Sierra De Los Molinos“ gerne in Kauf nehmen, um einen wunderbaren Pausenplatz für Tee und Kuchen inmitten der zahlreichen Windmühlen zu erreichen, die direkt über den letzten Häusern der Stadt auf einem malerischen Hügel liegen. Hier oben sind schon deutlich mehr Touristen als gestern in Mota, vielleicht weil auch Samstag ist.

Nach der Jause ziehen wir gleich wieder weiter mit Kurs auf Consuegra, wo unmittelbar neben dem stattlichen Castillio die wahrscheinlich bekanntesten Windmühlen von La Mancha stehen – wieder wunderschön auf einer Anhöhe gelegen, mit grandiosem Panoramablick auf die umliegenden Berge west- und die weiten Felder ostwärts. Im Vergleich zur ruhigen und heimeligen Atmosphäre von gestern in Mota ist es hier in Consuegra beinahe stressig. Unmengen an Autos fahren so weit wie möglich hinauf, um dann die letzten Meter zum Castillo und zu den Windmühlen zu Fuß zu bewältigen. Zahlreiche Familien und größere Gruppen strömen von einer Windmühle zur nächsten.

Uns ist ein wenig zu viel Trubel und wir genießen den heutigen Sonnenuntergang etwas unterhalb in der angrenzenden, halb steppenartigen, halb felsdurchsetzten Landschaft südlich von Consuegra, wo wir im Schutz der Dunkelheit dann auch unser Zelt auf einer kleinen ebenen Fläche aufstellen.

13. Etappe – Lagunas de Ruidera

Mit einem prächtigen Sonnenaufgang bei den Windmühlen wird es am nächsten Morgen nichts, da einige Wolken den Himmel bedecken und wir quasi unverrichteter Dinge von unserem geplanten Foto-Shooting auf der Anhöhe wieder hinunter nach Consuegra rollen. Holprig und steinig geht es dann für uns die nächsten Kilometer durch zahlreiche Olivenhaine einsam weiter auf der mit grünen Schildern markierten „Ruta de Don Quijote“.

Ein interessanter Abschnitt beginnt dann für uns nach der Stadt Villarta de San Juan. 30 schnurgerade Kilometer führt von hier die CM-3113 nach Argamasilla de Alba, vorbei an kilometerlangen Solarfeldern und vor allem an schier endlosen Anbaugebieten. Rund um die kleine Ortschaft Cinco Casas befindet sich das Zentrum des spanischen Melonenanbaus. Die Ernte ist schon abgeschlossen, aber alle Früchte, die es von Größe und Aussehen her nicht in die Kisten der Transporter geschafft haben, liegen noch am Feld und flehen uns förmlich an, mitgenommen und verzehrt zu werden. Also schnappen wir uns eine kleine Wasser- und eine Honigmelone, die gerade noch Platz in unseren Taschen finden.

Ab Argamasilla geht es wieder stetig bergauf, zuerst hoch zum riesigen Stausee „Embalse Peñarroya“, danach in den Naturpark „Lagunas de Ruidera“. Die zahlreichen Lagunen sind durch Wasserfälle, kleine Bäche und unterirdische Flüsse miteinander verbunden und erstrecken sich über eine Länge von circa 20 km. Auch hier tummeln sich zahlreiche Touristen, vor allem an den Ufern der türkisblauen Lagunen.

Wir nächtigen heute auf dem Campingplatz „Los Batanes“ und genießen es, nach den drei langen und durchaus anstrengenden Etappen unser Zelt wieder einmal ein paar Stunden vor Sonnenuntergang aufzustellen.

14. Etappe – Segura de la Sierra

Unsere letzte Etappe durch Kastilien La Mancha wird auch wieder keine zum Ausruhen. Sie führt uns früh morgens auf einer einsamen Schotterpiste (mit den Rädern kommen wir seitlich vom verschlossenen Tor gut vorbei) etwa 100 Höhenmeter berghoch durch die wunderschönen, weiten Ausläufer des Naturparks „Lagunas de Ruidera“, wo wir einen großartigen Sonnenaufgang erleben.

Anschließend geht es über Villahermosa (hier landen wir im Zentrum genau zur richtigen Uhrzeit, nämlich als eine fahrende Bäckerin für ein paar Minuten anhält) und Montiel (hier kreuzen wir den „Camino de Aníbal“) zur Grenze von Kastilien La Mancha mit Andalusien.

Eine Mischung aus glücklicher Dankbarkeit, gespannter Vorfreude und etwas Wehmut, dass wir schon in der letzten autonomen Region unserer Reise angelangt sind, wird beim Blick auf das grüne Schild mit der Aufschrift „Andalucia“ spürbar. Aber es ist ja durchaus noch ein sehr weiter Weg bis nach Cádiz und es warten auf uns noch einige spannende, höchst vielversprechende Etappen.

Unser Apartment für die nächsten Arbeitstage liegt diesmal nicht in einer größeren Stadt, sondern in einem kleinen Bergdorf auf 1.100m Seehöhe: Segura de la Sierra. Hier werden wir zwar weniger besichtigen und noch weniger abends durch die Straßen ziehen, dafür umso mehr Ruhe und Erholung finden und den großartigen Panoramablick von unserem Balkon ausgiebigst genießen.

Den Einkauf erledigen wir zur Sicherheit schon im tiefergelegenen Orcera, da auf Google Maps kein Lebensmittelgeschäft in Segura verzeichnet ist. Leider schaffen wir es nicht vor der Siesta und der Supermarkt öffnet erst wieder um 18 Uhr. Also machen wir es uns in einer Bar gemütlich und kaufen danach so viel ein, wie unsere Taschen – und diesmal auch der Rucksack am Buckel – fassen können. Dadurch ziehen sich die 400 Höhenmeter hinauf nach Segura de la Sierra nochmals doppelt – bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir ziemlich erledigt die bildhübsche Ortschaft, braten aber schon bald danach unsere obligaten grünen Pimientos mit Spiegeleiern und stoßen mit einem Glas Rotwein auf die vier intensiven Etappen der letzten Tage an.

Die einzelnen Etappen auf Strava:

TdE 11 – Mota del Cuervo 7:33:35 122,01 km 1.314 m
TdE 12 – Consuegra 5:04:53 86,87 km 610 m
TdE 13 – Lagunas de Ruidera 6:29:11 108,21 km 599 m
TdE 14 – Segura de la Sierra 7:08:52 102,85 km 1.332 m

Fahrzeit, Kilometer und Höhenmeter sind nicht 100% exakt … wenn z.B. vergessen wurde, die Uhr nach einer Pause wieder zu starten 🙂

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Unsere Travesía de España im Detail: