Rennrad Bikepacking Veneto/Trentino

Rennrad Bikepacking Veneto/Trentino

Ende April zog es uns wieder einmal über die Grenze ins geliebte Italien – diesmal mit unseren Rennrädern und Topeak Bikepacking-Taschen zwecks einer 4-tägigen Rundfahrt in der Grenzregion Veneto/Trentino (377 km/8.470 hm). Für die Übernachtungen suchten wir uns Quartiere mit Frühstück und Abendessen – vorzugsweise Agriturismi, also italienische Bauernhöfe, die oft den Vorzug einer hervorragenden Verpflegung mit hofeigenen Produkten bieten. 

Die Wetterprognose Ende April war in unserer Zielregion nicht berauschend, also hatten wir in letzter Minute unseren Giro noch zwei Tage nach vorne verschoben (Mi-Sa statt Fr-Mo), wodurch wir zumindest die ersten zwei Tage einige Sonnenstunden genießen konnten. Dennoch war es gerade zu Beginn außergewöhnlich frisch (bei der Anreise über den Kreuzbergpass früh morgens hatte es -2,5°), sodass uns beim Start in Belluno mit kurzer Hose um 9 Uhr morgens selbst in der Sonne die Gänsehaut ordentlich emporstieg.   

Test: Topeak VersaCage-Gepäckhalterung an der Rennrad-Gabel

Also packten wir zur Sicherheit auch etwas wärmere Wäsche ein und montierten an Peters Rennrad bzw. Gabel erstmals zwei Topeak VersaCage Gepäckhalterungen. Wenn man einmal den Dreh der Montage heraußen hat, klappt die Fixierung an der Gabel mit den drei VersaMount Schellen ziemlich flott. Die beiden beim VersaCage inkludierten Packriemen zurren unseren wasserdichten, komprimierten 7l Ortlieb Packsack am Käfig ordentlich fest, sodass unterwegs nichts flattert oder ruckelt. Die in den VersaMount Schellen innenliegenden Gummi-Anti-Rutsch-Bänder halten die Position an der Gabel ohne Probleme, zumindest wenn man keine schweren Sachen in die Packsäcke stopft (max. Belastung laut Hersteller: 3 kg). Für die unten sehr schmale Rennradgabel kann man die Gummibänder mit einer Schere kürzen, damit sie nicht länger sind als der Umfang der Gabel.

Unser Fazit nach 4 Etappen: wir sind mit dieser sehr einfachen Möglichkeit, etwas mehr Leichtgepäck am Rennrad unterzubekommen, extrem happy 😊 

Etappe 1
Belluno – Passo San Boldo – Monte Tomba/Grappa – Santa Eulalia

Den ersten Anstieg von Belluno zum Passo San Boldo kennen wir bereits von unserer Rennrad-Bikepacking-Tour 2019. Die in den Steilhang gehauenen Serpentinen und Tunnel auf der Abfahrt nach Tovena sind jedoch auch beim zweiten Mal noch genauso spektakulär und faszinierend.

Im Anschluss geht es sehr nett und hügelig auf die Strada del Prosecco über Santo Stefano und San Pietro (leckerer Café und Pizza-Stopp) und wenig später das zweite Mal am heutigen Tag über den Piave, bevor wir in Pederobba berghoch in die Via Monfenera einbiegen, die uns über eine schmale Höhenstraße bis zum Monte Grappa bringen sollte. Der ersten „Chiuso“ Tafel (Monte Tomba) schenken wir wenig Beachtung. Zu oft hatten wir schon erlebt, dass „geschlossen/gesperrt“ Tafeln sich für Radfahrer als völlig problemlos herausstellten – und sollte es diesmal nicht klappen, dann drehen wir einfach um und fahren am Fuße des Monte Grappa zu unserem ersten Quartier in Santa Eulalia.

Beim Anstieg zum Monte Tomba kostet uns eine Reifenpanne ein paar Minuten Zeit – zum Glück bei uns ein extrem seltenes Ereignis. Kurz darauf sehen wir dann ein zweites Fahrverbotsschild, allerdings etwas zur Seite gedreht, also nicht 100% erkennbar, ob für uns relevant. Also schrauben wir uns die aussichtsreiche Straße weiter berghoch zur ersten Anhöhe bei der Cima della Mandria. Der Himmel ist mittlerweile grau in grau und ein leichter Wind verschärft die frische Luft zusätzlich.

Nach einer kurzen Zwischenabfahrt führt uns die einspurige, frisch asphaltierte Traumstraße weiter über Almen und vorbei an kleinen Seen bis zum Parcheggio Meatte. Hier umgehen wir zu Fuß eine etwas eindeutigere Absperrung, in der Hoffnung, dass wir einen Tag nach dem großen Feiertag (25. April – Tag der Befreiung Italiens) keine bemannten Baustellen antreffen, die uns zur Rückkehr zwingen. Dass Schneereste die Straße unpassierbar machen, können wir mittlerweile ausschließen – die Tage zuvor waren wir uns da auch nicht ganz sicher, da einige Webcams nach kräftigen Schneefällen ein paar Tage zuvor ein sehr winterliches Bild zeigten.

Wenige Meter nach dem Parkplatz versperrt nochmals eine schon etwas schwerer passierbare Absperrung die Straße – wir probieren es trotzdem und können noch ein paar hundert Meter weiter, bevor wir kurz vor dem Ziel doch umdrehen müssen: laute Felsarbeiten in einem Tunnel Richtung SP 140 machen die Straße tatsächlich unpassierbar – immerhin können wir so die traumhafte Höhenstraße auch in die Gegenrichtung nochmals genießen, bevor die lange, frische Abfahrt Richtung Tiefland beginnt.

Wir ziehen Beinlinge, Überhose und GoreTex-Jacke an (Peter auch Fleecemütze unterm Helm) und lassen es laufen. Die erste Abzweigung nach Fietta (an der auch eine Fahrverbotstafel den Weg versperrt) lassen wir jetzt sicherheitshalber aus und nehmen dafür die steile Serpentinen-Abfahrt nach Cavaso del Tomba.

Unser erstes Quartier (Agriturismo „Da Andreina“) in Santa Eulalia erreichen wir nach 112 km. Wir genießen in Folge als einzige Gäste des Hauses ein sensationelles, 3-gängiges Abendessen (plus Gruß aus der Küche) bei Kaminfeuer und am nächsten Morgen ein genauso großartiges, kräftigendes Frühstück. Auch unser Zimmer ist absolut gemütlich und beschert uns eine sehr ruhige und erholsame Nacht.   

Eckdaten der 1. Etappe:
6:11:57 | 112,46 km | 2.664 hm
https://www.strava.com/activities/8961708489

Etappe 2
Santa Eulalia – Bassano del Grappa – Tonezza del Cimone – Forcella Valbona – Passo Coe – Passo del Cost – Valsugana

Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen starten wir Richtung Bassano del Grappa, wo wir etwas Proviant für unterwegs kaufen, da wir nicht wissen, ob wir beim langen Anstieg zum Passo Coe irgendeine Einkehroption finden werden. Die ersten 40 km bis Piovene Rocchette geht es flach und flott dahin. Im Tal des Fiume Astico entscheiden wir uns ab der Ortschaft Seghe für den Radweg auf der flußaufwärts gesehen rechten Talseite, um uns die stärker frequentierte SP350 zu ersparen.

Gleich zu Beginn des Radwegs (auf Komoot sahen wir ein paar Asphalt-Bilder) wollen wir wieder umkehren, da wir vor uns auf Schotter und Wasserlacken blicken. Ein einheimischer Spaziergänger winkt uns allerdings weiter und versichert uns, dass es nur ein paar Meter sind und „da vorne“ schon der Asphalt beginnt. Wir bedanken uns vielmals und sehen zu unserer Freude, dass der Mann Recht hatte, zumindest großteils, da noch zwei weitere kurze Schotterabschnitte folgten (allerdings kein wirkliches Problem selbst mit dem Rennrad).

Da sind es schon eher die zahlreichen kurzen Steilrampen auf- und abwärts, die uns weniger jubeln lassen – wir hätten uns eher eine „Via Verde“ (alte Bahntrasse) erwartet, als derart saftige Steigungen. Aber insgesamt waren wir glücklich mit dem komplett einsamen Radweg bis nach Barcarola, wo wir über eine schmale Fußgeher-Brücke über den Fiume Astico queren und gleich gegenüber in die schmale Serpentinenstraße hoch nach Tonezza del Cimone einbiegen. Auch hier lacht uns gleich einmal ein Fahrverbotsschild entgegen – wir probieren es wieder. Uns diesmal werden wir belohnt: die schmale alte Straße, die offenbar leider dem Verfall preisgegeben ist, windet sich in einer kaum spürbaren Steigung über 24 Serpentinen perfekt den Steilhang empor. Immer wieder liegen größere Steine am Asphalt und insgesamt dreimal müssen wir ein paar Meter zu Fuß eine gut querbare Steinmure passieren – mit dem Auto ist die Straße also (derzeit) definitiv nicht befahrbar.

Nach einer kurzen Rast erreichen wir die SP 64 und bald darauf erste Ortschaften, die allesamt wie ausgestorben wirken – offenbar gibt es hier zwar ordentlich Winter- und Sommertourismus, Ende April ist hier jedenfalls tote Saison. Als wir unsere Hoffnung schon aufgegeben hatten, finden wir ganz am Ende der extrem langgezogenen Siedlungen im Bergdorf Sella doch noch eine geöffnete Einkehroption: das Albergo Ristorante Edelweiss – wir stärken uns jeder mit einem Cappuccino, bevor wir zum Passo della Vena weiterziehen.

Mittlerweile verdecken hochziehende Wolken wieder mehr und mehr die Sonne. Dafür ist die großartige Höhenstraße über den Passo della Vena (1.530 m) über die Forcella Valbona (1.776 m) zum Passo Coe (1.610 m) heute ohne Hindernisse oder Sperrzonen perfekt für uns befahrbar, und noch dazu genießen wir die herrliche Strecke vollkommen alleine.

Wir passieren das Skigebiet Folgaria/Fiorentini und rollen abwärts zur SS350/349, die uns über den Passo Cost weiter Richtung Caldonazzosee und Suganertal führt. Nach einer „Komoot-geschuldeten“ Offroad-Passage (*g* wäre auch gut umfahrbar) landen wir bald auf der SP133, die spektakulär in Serpentinen und teilweise durch einspurige kurze Tunnels steil nach Levico Terme abwärtsführt.

Entlang des Lago di Levico geht es genüsslich zu unserem Etappenziel: dem Agriturismo Bortolotti in Pergine Valsugana – ein kulinarisches und gastfreundliches Juwel, das hungrige Radfahrerherzen höher schlagen lässt: wieder bekommen wir als einzige Gäste nach dem Gruß aus der Küche (reichlich Käse und in Apfelessig eingelegtes Gemüse) ein phantastisches 3-Gang-Menü serviert – zuerst hausgemachte Pasta und dann für Hana vegetarisch ein tolles Omelette mit Polenta, Spargel und Salat sowie für Peter statt dem Omelette ein hervorragendes Gulasch. Als Dessert gibt es dann noch Eis mit köstlichem Beeren-Kompott. Wieder einmal schätzen wir uns extrem glücklich, in einem derart sympathischen Agriturismo mit so qualitativ hochwertigen Produkten verköstigt zu werden.

Eckdaten der 2. Etappe:
7:11:02 | 127,31 km | 2.826 hm
https://www.strava.com/activities/8967352696

Etappe 3
Valsugana – Passo Brocon – Passo della Gobbera – Transaqua

Auch das Frühstück spielt im Agriturismo Bortolotti alle Stücke: Brot, Butter und hausgemachte Marmeladen, Joghurt, Müsli und Obst, Eierspeis, Käse + Schinken, verschiedene Kuchen, dazu kräftiger Kaffee aus der Mokkakanne … paradiesisch!

Gut gestärkt geht es wieder zurück nach Levico Terme und danach gemütlich am Radweg des Suganertals entlang des Brenta in den malerischen Ort Borgo Valsugana. Wir kaufen etwas Proviant und nehmen dann unseren ersten Anstieg hoch zum Passo Brocon (1.616 m) in Angriff.

In Pieve Tesino zweigen wir von der SP79 in das ruhige Val Malene ab – wieder einmal blicken wir auf eine Fahrverbotstafel (Forstarbeiten) – als wir zur Holz-Seilbahn kommen, die über die Straße führt, ist offenbar gerade Mittagspause oder Ruhetag, also kommen wir ohne Probleme weiter.

Die Sonne zeigt sich heute so gut wie gar nicht und am Passo Brocon ziehen wir wieder Beinlinge, Überhose und GoreTex-Jacke an, um die lange Abfahrt nach Canal San Bovo richtig genießen zu können, denn diese ist ein absolutes Highlight mit dem Rennrad: perfekter Aspahlt, so gut wie kein Verkehr, relativ schmal, aber nicht ungut, spektakuläre Serpentinen, die teilweise mehr als 180° haben.

In der Trattoria La Fornace stärken wir uns mit Caffè und Strudel di mele, bevor es nochmals ein paar Höhenmeter berghoch geht. Über eine schmale, recht steile, aber durchaus erfahrenswerte Seitenstraße (Val de Lach) erreichen wir den Passo di Gobbera (988 m), von dem aus es auf der SP79 wieder in lässigen Serpentinen bergab in das Tal des Cismon geht.

In Transacqua haben wir im Voraus mangels Agriturismi diesmal ein Hotel gebucht, in dem es Frühstück und Abendessen gibt: das „Family Hotel La Perla“ (auf Google Maps derzeit als „Hotel Castel Pietra“) – vom Flair her natürlich kein Vergleich mit den Agriturismi der Vortage, aber alles in allem ein tolles Hotel mit sehr freundlichem Personal und überraschend gutem Essen (für Halbpension wählt man beim Check-in auf der Menükarte zwischen 3 Optionen) – v.a. die gefüllten Teigtaschen mit Mohn drüber (primo piatto) schmecken uns ausgezeichnet. Trotz Nebensaison ist das Hotel gut besucht – preisleistungsmäßige Alternativen waren in der Gegend in dem Zeitraum auf booking.com auch nicht wirklich vorhanden.

Eckdaten der 3. Etappe:
5:05:43 | 86,86 km | 2.008 hm
https://www.strava.com/activities/8972369902

Etappe 4
Transaqua – Passo Cereda – Lago del Mis – Belluno

Am letzten Tag unseres Veneto-Trentino-Giros wartet auf uns nur noch ein kleiner Pass – gleich zu Beginn: der Passo di Cereda (1.369 m) mit hübschen Aussichten auf die Belluneser Dolomiten.

Das eigentliche Highlight präsentiert sich uns dann aber wenig später nach der Abzweigung in Gosaldo: die schmale Abfahrt auf der SP2 über Titele zum Lago del Mis – eine offensichtlich extrem beliebte Rennradler-Strecke, da uns massenhaft kleinere und größere Gruppettos entgegenkommen (es ist Samstag). Einige schmale, kurze Tunnels (auch ohne Licht kein Problem) führen durch die wilde Schlucht Richtung Lago del Mis, der malerisch zwischen hohen Bergen eingebettet liegt.

Unmittelbar hinter dem Lago gelangt man wieder in das breite Piave-Tal und über ein paar nette Hügel weiter nach Belluno, wo wir mittags am Parkplatz bei unserem Caddy sind, der uns über schmale und breite Landstraßen in 3 Stunden wieder nach Hause bringt.

Eckdaten der 4. Etappe:
2:45:11 | 50,58 km | 973 hm
https://www.strava.com/activities/8979134945

Unsere Route auf Komoot

377 km, 8470 hm
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https://www.komoot.de/tour/1102193730