Dank eines sehr freundlichen Materialsponsorings der Firma Sail & Surf (repräsentiert in Österreich u.a. die Marken Merida, Topeak und Ergon), erhielten wir heuer im Winter zwei Topeak-Bikepacking-Taschen-Sets, wie sie unseren Wünschen und Anforderungen für mehrtägige Reisen mit dem Rennrad in fixen Quartieren (also ohne Zelt) voll und ganz entsprechen.
Als es Wetter und Zeit zuließen, starteten wir eine erste Test-Reise im südlichen Italien: Apulien und Matera (Basilikata) waren unsere Ziele (hier geht’s zum Reisebericht).
Bisher mussten immer unsere Rücken das Gepäck tragen, wenn wir mit unseren Mountainbikes oder Rennrädern auf Mehrtagestouren unterwegs waren. Vielleicht lag es genau daran, dass sich bei uns solche Reisen in der Vergangenheit in Grenzen hielten. Auch wenn wir versuchen, gepäckmäßig minimalistisch unterwegs zu sein, kommen doch einige Sachen zusammen, die mit auf die Reise müssen oder wollen.
Wir sind uns dessen bewusst, dass Kocher mit Topf & Not-Pasta-Set sowie Laptop und größere Fotoausrüstung (die Kamera fehlt am Foto, denn die schießt das Bild 😉) nicht den ersten Platz auf einer Bike-Packing-Packliste haben … bei uns aber sollen sie auf jeden Fall mit auf die Reise.
Aufgeteilt haben wir die Gegenstände wie folgt:
1 – Topeak TourGuide Handlebar Bag (je 5 l)
- Hana: Fotokamera, „Kulturbeutel“, Stirnlampe, Notizblock, Handy, Buff-Tuch und lange Handschuhe
- Peter: Tele-Objektiv, Erste-Hilfe-Paket, Fleecemütze, Buff-Tuch, kurze Radhandschuh, diverse Akkus, Ladegeräte, Kabel & Adapter, Maus (für Latop), Schoki & Erdnüsse
Einen Bericht zum Topeak FrontLoader, den wir am MTB einsetzen, haben wir in einem extra Beitrag:
2 – Topeak MidLoader (4,5 l)
- Peter (RH 52): Gaskocher, Alu-Windschutz, Gaskartusche (100g), 350g Pasta (hätten auch noch mehr Platz), 100ml Olivenöl, Tomatenmark, Gewürze, Knoblauch, Messer, Gabel, Löffel
- Hana (RH 48) – kein Platz im Rahmendreieck für einen 4,5 l MidLoader … eventuell werden wir einen 3 l MidLoader nachrüsten, sollten wir irgendwann für eine Reise zu wenig Stauraum haben.
3 – Topeak BackLoader (je 10 l)
- Hana: Gewand, Kochtopf und Wäscheleine. Im äußeren Packsack (extra – nicht Teil des Backloaders) FlipFlops und Goretex-Jacke
- Peter: Gewand & Laptop. Im äußeren Packsack (extra – nicht Teil des BackLoaders) Schuhe (extra leicht) und Platz für kleine Einkäufe.
Gewand hatten wir pro Person mit: GoreTex-Jacke, kurze Regen-Überhose, Fleece-Jacke, lange Hose, T-Shirt, Unterwäsche, Socken, Schlafgewand, Reserve-Radgewand (Unterwäsche, Socken und Trikot).
Windjacke, Ärmlinge und Gilet hatten wir entweder an oder in den Trikot-Taschen.
Nachdem wir bereits öfters gefragt wurden, ob die Tasche mit Laptop hinten nicht knickt, hier eine kleine Skizze zu unserer Pack-Technik:
Damit die Tasche mit Laptop nicht knickt, ist eine mögliche Lösung, dass oben drüber eine Gewandschicht (GEWAND 2 – am besten Größeres wie z.B. Fleece-Jacke) hineingepresst wird, die das ganze stabilisiert, indem sie sowohl Laptop als auch das Gewand davor (GEWAND 1) überlagert.
4 – Flaschen-Box
- Hana (500ml Box – hätte auch eine größere Platz): Müsliriegel
- Peter (650ml Box): 1 Reserveschlauch, Reifenheber, Pumpe, Flickzeug, Kettenöl, Inbusschlüssel, Kabelbinder, Kettennieter
So sahen dann unsere gut bepackten Renner im Einsatz aus:
Und hier unser erster Testbericht zu den Topeak Bikepacking-Taschen:
Handling
BackLoader
Der BackLoader wird mit einem inneren Packsack geliefert, der über ein Kompressionsventil verfügt. Ein kleines Detail, das sehr hilfreich ist.
Hat man also sein Hab und Gut in dem wasserdichten Kompressionssack vakuumiert, passt es leicht in den BackLoader. Dieser verfügt über einen Rollverschluss, mit dem sich der Innensack noch einmal besser in den BackLoader schiebt. Mit den Gurten stramm gezogen wird aus dem BackLoader ein kompaktes Paket. Ebenfalls praktisch ist das äußere Netz, unter dem Jacken oder weitere Packsäcke einfach und stabil montiert werden können.
TourGuide Handlebar Bag
Vielleicht geht das Öffnen und Schließen ohne Reißverschlüsse ein wenig schneller, aber man gewöhnt sich rasch daran und merkt sich recht schnell, welcher Reißverschluss für welches Fach ist. Ansonsten erfüllt der Tourguide Handlebar Bag seinen Dienst einwandfrei – es macht Spaß, in den unterschiedlichen Fächern seine 7 Zwetschken zu sortieren.
MidLoader
Zwei lange Reissvereschlüsse (pro Seite einer) lassen alle Gegenstände leicht entnehmen und einpacken. Einmal montiert, ist der MidLoader ein extrem praktischer und unauffälliger Begleiter.
Montage
BackLoader
Die Montage am Rad wird an drei Stellen durchgeführt. An der Sattelstütze mit Hilfe eines großen Klettbandes und an den zwei unteren Sattelstreben. Das Einfädeln der Verschlüsse braucht etwas Fingerspitzengefühl und ist zu zweit deutlich einfacher. Grundsätzlich könnte man den BackLoader am Rad belassen und immer nur den inneren Packsack entnehmen.
TourGuide Handlebar Bag
Ein Teil wird fix am Lenker montiert. Danach ist das Anstecken und Abnehmen der Tasche sehr einfach und angenehm. Eine GPS-Halterung (im Lieferumfang dabei) kann optional aufgesteckt werden – sie wirkt zwar ein wenig filigran, hält aber erstaunlich gut und dämpft auf ruppigen Straßen die Vibrationen.
MidLoader
Am Rahmen mit vier großen Klettverschlüssen. Bei Peters Cannondale SuperSix RH 52 lässt sich der 4,5 l MidLoader im Rahmendreieck von den Maßen her gerade noch unterbringen.
Platzangebot
BackLoader
Für unsere Bedürfnisse kommen wir mit den 10 l bestens aus. Unser Equipment (v.a. die ganze Wäsche) fand gut Platz, zur großen Freude auch Kochtopf und Laptop (Dell XPS 13) inkl. Schutzhülle.
TourGuide Handlebar Bag
Ein echtes Platzwunder. Vier Außenfächer und ein Hauptfach. Durch die unterschiedlichen Fächer strahlt das Herz des ordnungsliebenden Radfahrers. Alles an seinem Platz ohne lästiges Herumkramen. Das Hauptfach ist gut gepolstert, sodass wir hier Fotokamera und Zusatz-Objektiv ohne extra Schutzvorrichtung beruhigt transportieren.
MidLoader
Bietet überraschend viel Platz – auch für längliche Teile (Besteck, Pasta, …)
Verarbeitung
Alle Taschen fühlen sich hochwertig, robust und gut verarbeitet an. Die Reißverschlüsse sind leichtgängig.
Wasserfestigkeit
BackLoader
Das Innere ist durch einen extra wasserfesten Packsack mit Luftventil geschützt (beim Topeak BackLoader im Lieferumfang dabei). Bislang hatten wir nur leichten Nieselregen, der dem Inhalt des BackLoaders nichts anhaben konnte.
TourGuide Handlebar Bag
Im Lieferumfang ist eine Regenhaube dabei, die schnell über den Bag gezogen werden kann.
MidLoader
Kein spezieller Wasserschutz integriert, durch die Position aber nicht so nässegefährdet; möchte man auf Nummer sicher gehen, packt man den Inhalt in Plastiksackerl.
Fazit
- Tolle Taschen mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis.
- Für mehrtägige Reisen mit dem Rennrad in Unterkünften optimal. Wer noch minimalistischer unterwegs ist als wir (kein Laptop, weniger Technik/Foto-Equipment) wird wahrscheinlich auch Zelt und Schalfsack irgendwie unterbekommen. Anstelle des TourGuide Handlebar Bags bietet sich dann – je nach Lenkertyp – der Topeak FrontLoader (8 l) an.
- Mit den Gewichtsbeschränkungen hatten wir keine Probleme – weder vorne (Kamera bzw. Objektiv, Akkus, …) noch hinten (Laptop). Wir waren jeweils ein paar Kilogramm unter der Grenze.
- Selbst auf den extrem ruppigen Straßen Apuliens und Basilikatas machten wir uns hinsichtlich der Haltbar- bzw. Festigkeit keine Sorgen.
- Das Fahrgefühl leidet durch die Taschen erstaunlich wenig bis gar nicht. Selbst im Wiegetritt spürt man nur sehr wenige Pendelbewegungen des BackLoaders.
- Im Vergleich zu Reisen mit Rucksack ein Quantensprung an Komfort!
Ergänzung 04/2023
Test: Topeak VersaCage-Gepäckhalterung an der Rennrad-Gabel
>> im Reisebericht unserer Rennrad-Bikepacking-Runde Veneto/Trentino
Heinz W.
Mrz 29, 2019 -
Tolle Zusammenfassung!
Respekt was in diese Taschen alles hineinpasst!
hana + peter bergh
Apr 4, 2019 -
Danke Heinz 🙂
Olaf
Apr 4, 2019 -
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht zum Bikepacking.
Das Thema spaltet die Reisenden bekanntermaßen in zwei Lager und schafft viel Diskussionspotential. Ich finde diese Art des Packens gut, da dadurch die Perfomance beim RR-fahren einfach am besten erhalten bleibt. Meine Versuche mit dem Bikepacking sind teilweise gescheitert, da ich mir mit einer Rahmentasche die Innenseiten der Knie aufgescheuert habe. Das liegt aber weniger an den Taschen, sondern eher an meiner Anatomie. Somit ist bei den RR-Reisen klassisch der Gepäckträger mit zwei kleinen Ortliebs und einer Campingrolle, sowie einem kleinen Ortlieb Accessory-Pack in Gebrauch. Bei Kurzreisen ohne Camping eine Revelate Designs Pika und wieder der Ortlieb Accessory-Pack. Meine kleine Reisekamera Sony RX100-3 findet auf dem Oberrohr in einer sehr schmalen Topeak TriBag All Weather Medium Platz und ist immer greifbar.
An eurer Aufstellung kann man gut sehen, wievel Gepäck bei intelligenter Packung in den verschiedenen Taschen untergebracht werden kann. Respekt !
Viel Spaß bei den weiteren RR-Reisen wünscht euch Olaf
hana + peter bergh
Apr 4, 2019 -
Lieber Olaf, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Das mit den aufgescheuerten Knien kennen wir auch – Hana und ich haben da beim Topeak Toploader dasselbe Problem; beim Midloader zum Glück nicht. Aber Lenkertasche und Backloader sind für uns eh das Herzstück, da wahrscheinlich so gut wie immer ausreichend bei unseren Rennrad-Reisen ohne Zelt. Liebe Grüße und auch dir viel Spaß bei deinen/euren heurigen Reisen!
Walter Puff
Apr 4, 2019 -
Das beste ist immer noch einen Gebäckträger,mache schon seit 30 Jahren Radreisen mit Rennrad.
hana + peter bergh
Apr 4, 2019 -
Danke Walter für dein Feedback. Welche Gepäckträger empfiehlst du für Rennräder ohne Gepäckträger aufnahme/-ösen?
love2.bike | Bergh-Triathlon "Adria-Knappensee"
Aug 19, 2020 -
[…] und waren ziemlich überrascht, dass noch einiges mehr in einer einzigen Bikepacking-Tasche (Topeak BackLoader) Platz gehabt hätte. Pro Person hatten wir […]
Sandro Todeschini
Sep 15, 2020 -
Danke für die gute und detaillierte Beschreibung Eurer Erfahrungen, seit einigen Jahren ist Bikepacking in dieser Form ja stark im Kommen. Mich überzeugen leider vor allem Lösungen mit Midloader und Flaschenbox nicht – die nehmen mir den wertvollen Platz für die Trinkflaschen weg und das beschriebene Problem mit dem Aufscheuern habe ich auch.
Seit 25 Jahren bin ich – und vorläufig bleibe ich – bei mehrtägigen Rennradtouren ein Fan von folgender Lösung: Vorne Ortlieb Fronttasche (kann aber vermutlich genausogut die beschriebene Topeak Lösung sein). Hinten: leichter Alugepäckträger, ausschließlich an der Sattelstütze angeklemmt. Keine weitere Verschraubung am Rennrad vorgesehen, ist bei dem relativ geringen Gewicht (zugegeben, auf Rennradtouren reise ich immer ohne Kocher, der kommt nur bei Zelttouren ins
Gepäck) auch nicht notwendig. Dazu meist eine, im Extremfall zwei kleinen Ortlieb Frontrollertaschen (die eigentlich für die Frontloader gedacht sind). Wenn genau in der richtigen Position montiert, verhindert ein Berührungspunkt zwischen unterem Ende der Tasche und dem Rahmen eine Pendelbewegung in die Speichen hinein. Damit reist man auch am Rücken frei, die Taschen sind in jeweils 1 Sekunde auf- oder abmontiert und ins Quartier mitgenommen.
hana + peter bergh
Sep 16, 2020 -
Servus Sandro, vielen Dank für dein Feedback und deine Erfahrungsberichte! Bei mir (Peter, RH 52) gehen sich beim Midloader 2 Trinkflaschen knapp aber doch aus – zusammen gut 1,5 Liter, was im Alpenraum (Quellen/Brunnen/Shops/Bars) für uns vollkommen ausreichend ist. Je größer die Rahmenhöhe desto mehr Spielraum natürlich; Scheuern passiert bei mir nur, wenn ich den Midloader zu voll stopfe – hier versuchen wir „schlank“ zu packen, was dennoch einiges an wertvollem Stauraum bedeutet.
Das Feine am BackLoader anstelle der Seitentaschen sehen wir v.a. hinsichtlich Aerodynamik – bei etwas Tempo in der Ebene oder Gegenwind empfinden wir die Seitentaschen am Reiserad oft wie aufgespannte Segel. Gerade bei Rennradreisen wird da unserer Meinung nach das Fahrgefühl im wahrsten Sinn des Wortes etwas gebremst. Allerdings können wir das natürlich nur hinsichtlich der größeren/dickeren Ortlieb Hinterradtaschen beurteilen – bei 1 oder 2 „kleineren“ Fronttaschen hinten montiert ist das wahrscheinlich weniger spürbar
Das Tempo des Abmontierens beim Qaurtier (ob 1 Sekunde oder 1 Minute) ist für uns hingegen definitiv kein Entscheidungskriterium, v.a. da wir in 99% der Fälle die Rennräder mit aufs Zimmer nehmen 🙂