Samstag, 11.7.2015:
Um 3.00 Uhr klingelt unser Wecker – endlich geht es los. Die Nacht war nicht gerade berauschend. Dass wir auf Grund erhöhter Nervosität gepaart mit Kopfweh (Wetter, Stress, …?) nicht besonders tief und fest schlafen werden, damit haben wir gerechnet. Umso mehr freuen wir uns schon auf die frische Morgenluft und die ersten Stunden im Sattel während die Sonne langsam aufgeht.
Davor gibt es noch ein Frühstück mit Brot, das Hana am Vortag gebacken hat, und Kuchen von der Bäckerei Maislinger (am Vortag in Bad Goisern gekauft).
Unser Quartier punktet mit dem sensationellen Service, bereits um 3.00 Uhr morgens ein Buffet bereit zu stellen. Auf Grund unserer vorabendlichen Erfahrungen mit der Qualität der Speisen beschränken wir uns allerdings auf eine Tasse Café und speisen zur Sicherheit selbst Mitgebrachtes.
Nach dem Frühstück schmieren wir dick 50er Sonnencreme auf Arme, Beine und Nacken, bevor wir uns ins Bikedress werfen und mit Gilet und Ärmlingen zum Start rollen.
Um 4.30 Uhr ist die Schlange vor dem Start schon erstaunlich lang, obwohl sich trotz optimaler Wetterprognose von den 750 Anmeldungen “nur” 655 FahrerInnen einfinden.
Pünktlich um 5.00 Uhr fällt dann der Startschuss zum Abenteuer Langdistanz/A-Strecke Bad Goisern: 211 Kilometer und 7.049 Höhenmeter warten …
Am ersten Anstieg ist es noch richtig dicht, aber ein nach vor kommen kein Problem. Hana hat die Ehre, als Vorjahressiegerin der Challenge-Wertung Damen 1 vorne unter den namentlich aufgerufenen ersten 50 zu starten. Dadurch sehen wir uns nochmals am ersten Berg und können ein paar Worte wechseln.
Bald darauf genießen wir einen prächtigen Sonnenaufgang über dem rot gefärbten Dachstein-Gletscher … einer von vielen traumhaften Panorama-Blicken an diesem außergewöhnlich langen Bike-Tag.
Ab dem Raschberg-Gipfel ist das Teilnehmerfeld dann schnell auseinander gerissen, ich fahre viele Passagen vollkommen allein, die 1. Abfahrt bei der „Ewigen Wand“ wird dadurch zum Genuss.
Bei der langen Schleife über Bad Aussee treffe ich René Reidinger, der heuer zum 10. mal die A-Strecke fährt. Wir plauschen eine Weile, bis er irgendwann das Tempo forciert und weg ist.
Ein Highlight ist dann mit Sicherheit die technisch interessante Abfahrt nach Bad Ischl , leider gefolgt von unmenschlich steilen Rampen bergauf, die teilweise zum Schieben zwingen.
Bei der 2. Abfahrt von der Hütteneck Alm ist es plötzlich wieder sehr dicht … die um 9.00 Uhr gestarteten B-Strecken-Fahrer sind da. Zu richtigen Staus mit Absteigen kommt es vor dem Tunnel „Ewige Wand“ und in Folge in Weissenbach vor den Stufen und der Brücke. Zum Glück geht es danach bald wieder rechts ab auf eine extra Schleife, die für mich komplett einsam wird … so wie leider auch das ca. 20km lange Flachstück nach Obertraun – gegen den Wind.
Etwas dichter wird es dann wieder am Salzberg und hinauf zur Roßalm. Hier rinnt auch der meiste Schweiß.
Hana muss leider am Salzberg nach ca. 12h Fahrt, gut 150km und etwa 5.500Höhenmetern mit Magenproblemen w.o. geben. Von den 14 Damen, die auf der Langdistanz am Start waren, erreichen nur 4 das Ziel. Insgesamt finishen 420 TeilnehmerInnen die A-Strecke.
Für mich ist die lange Tour nach 12:37 vorbei (Rang 69 gesamt) – die Beine sind bis zum Schluss erstaunlich willig, wahrscheinlich weil ich nie Renntempo fahre, da ich zu keinem Zeitpunkt Lust oder Motivation habe, mich über so eine lange Distanz zu quälen … das hatten wir die letzten Jahre, wenn auch „nur“ 4-6 Stunden, oft genug 🙂
Auch wenn es teilweise extrem heiß war: Danke an den Wettergott – bei Regen muss das Ganze die Hölle sein!
Alles in allem wirkt die A-Strecke der Salzkammergut Trophy rückblickend überraschend “kurzweilig” … nicht zuletzt dank zahlreicher technischer Highlights bis ca. km 130. Danach steigt der Schotter- und Asphaltanteil deutlich, dafür aber auch der landschaftliche Reiz. Das heißt keinesfalls, dass die Distanz ein Bemmerl ist … die Renndauer ist deutlich länger und die Zeitlimits sind deutlich knapper als bei anderen Langdistanz-Events wie etwa dem Ironman.
Wir gratulieren auf jeden Fall allen Finishern zum legendären schwarzen Finisher-Shirt!
Foto: sportograf.com