Taiwan 02:
Shihmen Reservoir – Zhudong – Shitoushan/Lion’s Head Mountain

Wir schlafen für die erste Nacht und den großen Zeitunterschied überraschend gut. Unser Wecker klingelt um 4.30 Uhr und wir freuen uns richtig, dass es bald weiter geht. Wie befürchtet ist unser Zelt fetznass, da das unmittelbar benachbarte Shihmen Reservoir die ohnedies schon sehr hohe Luftfeuchtigkeit noch verstärkt. Unsere Radwäsche hatten wir am Vorabend unter einem Dach bei den Duschen aufgehängt – dennoch ist der Moment des Anziehens von Hose und Trikot (wie in Folge an jedem Morgen) alles andere als ein Highlight.
Wir frühstücken auf einem Bankerl neben dem Zelt abgepackten Kuchen und verlassen kurz nach Sonnenaufgang unseren Zeltplatz. Nach Querung des Dahan Rivers über die nicht nur farblich auffällige Fuxing Bridge erreichen wir das Dorf Luofu und erspähen ein kleines Lokal, in dem Einheimische offenbar gerade ihr Frühstück einnehmen. Wir gesellen uns dazu und genießen kurz darauf heißen Tee und eine in Plastik gerollte dicke Reis-Rolle mit schmackhafter Gemüsefüllung. Von einem Aborigine am Nachbartisch erfahren wir ein paar Geschichten aus der Region, von seiner Tochter die in Paris studiert sowie über seine Arbeitsjahre in Kalifornien, die eine Kommunikation mit uns überhaupt erst ermöglichen. Schon am ersten Tag unserer Reise wird uns klar: Englisch als Fremdsprache ist bei der älteren Generation sowie generell bei der Landbevölkerung Taiwans die absolute Ausnahme.

Gut gestärkt geht es von am rechten Ufer des Dahan River die Straße Nr. 118 (Luoma Road) hügelig weiter Richtung Hsinchu County (Landkreis Hsinchu). Wir staunen wie heiß und schwül es bereits in den frühen Morgenstunden ist, sobald es in der Sonne bergauf geht und kein Fahrtwind unsere schwitzenden Körper kühlt. Umso angenehmer die flachen Passagen im Schatten der tropischen Wälder mit immer wieder netten Ausblicken auf das Shihmen Reservoir einige Höhenmeter unter uns.

Plötzlich vernehmen wir ein heftiges Rascheln und Kreischen in den dicht bewachsenen Bäumen und Stauden. Wir stoppen und halten gespannt Ausschau. Ein leicht mulmiges Gefühl steigt in uns auf, da wir noch keine Ahnung haben, woher diese wilden Geräusche rühren. Bald entspannt sich aber die Lage für uns ins Gegenteil und wir freuen uns wie kleine Kinder als wir sehen, wie ein paar Affen in den obersten Baumkronen toben, gekonnt von Ast zu Ast schwingen, wilde Laute ausstoßen und alle paar Momente kräftig an den dichten Zweigen rütteln.

erste Begegnung mit Affen - entlang des Dahan River
erste Begegnung mit Affen – entlang des Dahan River

Gut 40 Kilometer geht es auf einer herrlich einsamen, die letzten 10 Kilometer extrem schmalen Straße stets hügelig dahin. Immer wieder begleiten uns Schmetterlinge in allen Größen und Farben. Wenn sie Pech haben, landen sie in einem der monströsen Spinnennetze, welche in regelmäßigen Abständen in der Luft hängen. Wir beobachten riesige Spinnen beim Einwickeln ihrer Speisevorräte –verstärkt wird die exotische Atmosphäre durch die dichten Bambuswälder, Palmenhaine oder einfach nur tropischen Wildwuchs im Hintergrund.

Nach 48 Kilometern erreichen wir die Ortschaft Hengshan und speisen in einem kleinen Straßenlokal leckeren Reis mit Gemüse, bevor wir den Youluo River queren und entlang grüner Reisfelder und bunter Blumenwiesen relativ flach Richtung der nächsten größeren Stadt rollen: Zhudong.

Blumenwiesen am Weg nach Zhudong
Blumenwiesen am Weg nach Zhudong

In Zhudong füllen wir bei einer der zahlreichen Straßenküche unseren Kochtopf für das Abendessen und treten unmittelbar nach der Stadt eine steile Rampe empor, um die Hauptstraße nach Beipu etwas nördlich zu umfahren. Diese Steigung ist aber noch lange nichts gegen das, was uns für die letzten 2-3 Kilometer des Tages erwartet: der 300 Höhenmeter Schlussanstieg zum Shitoushan/Lion’s Head Mountain.

Schiebend und kräftig schwitzend schrauben wir uns einsam die steilen Rampen und engen Serpentinen des Shihshan Historical Trails empor, vorbei an verlassenen und noch bewohnten Tempelanlagen. Nach einem größeren Parkplatz, in den eine schmale Straße aus nördlicher Richtung mündet, erreichen wir auf einer kleinen Anhöhe einen steinernen Pavilion, der sich perfekt für unsere zweite Zeltnacht eignet. Zwischen den Bänken und Säulen spannen wir unser Zelt ab, das von der ersten Nacht am Shihmen Reservoir noch ordentlich nass ist. Der sanfte Wind trocknet es aber schnell und garantiert uns zusammen mit dem schützenden Dach des Pavilions ein komfortables Schlaf-Klima.

unser Zeltplatz am Shitoushan/Lion’s Head Mountain
unser Zeltplatz am Shitoushan/Lion’s Head Mountain

In den spartanischen aber durchaus ihren Zweck erfüllenden Sanitäreinrichtungen der etwa 200m unter uns gelegenen Tempelanlage waschen wir uns mit kaltem Wasser und sitzen kurz darauf angenehm erfrischt bei einem köstlichen Abendessen. Unser in Zhudong mit Reis und Gemüse gefüllter Kochtopf ist noch lauwarm und genussvoll löffeln wir ihn gänzlich leer, während es langsam Nacht wird.

Etappendaten: 72km – 1.560hm

GPS-Track der 2. Etappe

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