Taiwan 10:
Xuhai – Eluanbi – Kending – Baisha

Als der Wecker morgens um 4.30 Uhr klingelt, sind wir nur froh, dass die Nacht endlich vorbei ist. Wir packen zusammen und starten als die Sonne die ersten Baumkronen und Hügel hinter uns orangerot färbt. Wir rollen nur ein paar Meter, da biegt die Straße 90° rechts ab und wir sind wieder an der Küste. Auf einer Holzplattform, die bestimmt auch ein feiner Zeltplatz gewesen wäre, lassen wir uns nieder und genießen die herrliche Morgenstimmung mit der über dem Meer langsam aufgehenden Sonne.

Sonnenaufgang gucken am Strand bei Xuhai
Sonnenaufgang gucken am Strand bei Xuhai

Nach acht Kilometern erreichen wir das kleine Fischerdorf Gangzi und frühstücken zusammen mit ein paar Arbeitern in einem winzigen, recht schmuddeligen Lokal – dem einzigen weit und breit. Die Omeletts schmecken leider nicht besonders raffiniert und anstelle von Tee erwischen wir lauwarme Sojamilch im Pappbecher. Egal, der Hunger treibt‘s hinein.

Nach Gangzi müssen wir die Küste wieder verlassen und es geht bergauf die komplett einsame Straße Nr. 200 – wir hören und sehen alle paar Meter kleine und größere Gruppen von Affen und versuchen immer wieder die scheuen Tiere endlich einmal schön vor die Linse zu bekommen, was uns irgendwie nicht so richtig gelingen mag. Meistens verstecken sich die Meister der Baumkronen im schattigen Gestrüpp.

Die kurvenreiche Straße schlängelt sich mal auf- mal abwärts durch die sanfte, extrem ruhige Landschaft. So richtig genießen können wir die Fahrt dennoch nicht, da es wieder einmal trotz des frühen Morgens extrem heiß und feucht ist, sodass der Schweiß in Bächen rinnt.

Nach etwa 20km erreichen wir eine Anhöhe auf etwa 200m Seehöhe, von der es wieder längere Zeit bergab geht bis Manjhou, wo wir einen weiteren Essensstopp einlegen, da uns das Frühstück heute morgen so ganz und gar nicht glücklich gemacht hat. Leider wird auch diese Einkehr zum Flopp, da die angepriesene Nudelsuppe als lieblose Packerlsuppe serviert wird. Nachdem wir die letzten Tage fast immer sensationelles Essen erwischt haben, sehen wir diesen kulinarischen Reinfaller aber absolut gelassen und freuen uns vielmehr auf unser nächste Ziel – die südlichste Spitz Taiwans: Eluanbi.
Zuvor heißt es aber nochmals kräftig in die Pedale treten. In der kleinen Küstenortschaft Haiqi (Gangqi) zweigen wir wieder auf die 26er Straße, als uns eine Radler-Gruppe, die an einem Rastplatz gerade Pause macht, zuruft und winkt. Wir fahren zu und werden auf eine Tasse frisch gekochten Espresso aus der Mokka-Kanne eingeladen. Die 10-köpfige Gruppe stammt aus New Taipei City und radelt in etwa 3-4 Wochen die gesamte Küste entlang rund um Taiwan. Wir erfahren, dass unsere Café-Köchin vor ein paar Monaten in den Niederlanden auf Urlaub war und von dieser Reise die Mokka-Kanne importiert hat. Aber nicht jeder in der Gruppe trinkt Café – alternativ steht auch ein Teekessel auf dem Kocher.

sehr nettes Café Kränzchen bei Haiqi
sehr nettes Café Kränzchen bei Haiqi

Wir plauschen einige Zeit sehr nett und fahren dann noch einmal eine etwas längere Steigung (etwa 100 Höhenmeter) bergauf zur Radar-Station Kengzinei, von der es endlich bergab zum südlichsten Punkt Taiwans geht – nach Eulanbi. Die letzten 500 Meter schieben wir unsere Räder über einen recht stark frequentierten Fußweg – Eulanbi ist nicht ganz überraschend ein durchaus beliebtes Ausflugsziel für viele Taiwaner.

Am südlichsten Punkt angelangt blicken wir über die felsige Küste hinaus aufs offene Meer und empfinden durchaus eine stolze Zufriedenheit, dass wir in den vergangenen 10 Tagen so weit und kontrastreich unterwegs waren.

am südlichsten Punkt Taiwans: Eulanbi
am südlichsten Punkt Taiwans: Eulanbi

Die Touristenströme, die hierher pilgern, kommen alle von der Westküste. Das bedeutet, dass wir ab jetzt wieder voll im Geschehen und im Trubel sind. Es dauert nicht lange und wir erreichen den Schicki-Micki-Ort Kenting: Billabong, McDonald’s und eine Chill Out Lounge neben der anderen zieren das Straßenbild, einfache Straßenküchen gibt es hier keine. Wir stoppen beim 7-Eleven Supermarkt, gönnen uns eine gekühlte Papaya-Milch und schauen, dass wir rasch weiter kommen.

Papaya Milk - DER Durstlöscher für zwischendurch
Papaya Milk – DER Durstlöscher für zwischendurch

In Nanwan, etwa 5km von Kenting entfernt, sieht die Welt schon wieder anders aus. Wir speisen so hervorragend in einem kleinen Take-Away-Lokal, dass wir uns auch gleich für den Abend zwei Portionen mitnehmen. Dann verlassen wir die dicht befahrene 26er und fahren noch einmal etwas süd-westwärts auf einer schmalen Straße nach Baisha, wo es ähnlich wie zuvor in Kenting einen traumhaften Strand mit hellem Sand gibt. Wir entdecken am GPS einen eingezeichneten Campingplatz und beschließen unsere letzte Zeltnacht ohne langwierige Sucherei „ganz offiziell“ am Happy Panda Camping Resort zu verbringen. Eine gute Entscheidung, denn hier genießen wir unser frühes Etappen-Ende mit einem ausgedehnten Strandbesuch inkl. Schwimmeinheit im angenehm milden Süd-Chinesischen Meer.

Als die Sonne untergeht, wird es schlagartig ruhiger. Der Campingplatz ist nicht wirklich ausgebucht und die meisten Tagesgäste ziehen wieder heimwärts. Wir nehmen Platz auf einem schmalen Holzbankerl mit Blick auf den Strand vor und einen klaren Sternenhimmel ober uns. Da schmeckt unser Abendessen natürlich gleich doppelt so gut 🙂

Etappendaten: 74km – 720hm

GPS-Track der 10. Etappe

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Taiwan Intro-Text/Übersicht

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