Ein stabiles Hochdruckgebiet in den gesamten Südalpen Ende Oktober/Anfang November ließ uns wieder einmal ins geliebte Nachbarland Italien aufbrechen, um dort eine schon lange geplante 4-tägige Gravel-Runde mit Start und Ziel in Rovereto im Etschtal zu drehen. Nicht nur jahreszeitenbedingt (kurze Tage und bereits sehr frisch in der Höhe), sondern auch auf Grund unserer Neugierde hinsichtlich der lokalen Kulinarik, entschieden wir uns wieder für Minimalgepäck und das Reisformat ohne Zelt und Kocher.
Für die Übernachtungen suchten wir uns – wie bereits bei unserem Rennrad Bikepacking Veneto/Trentino (2023) und beim Giro d’agriturismi Marche/Abruzzo (2023) – Quartiere mit Frühstück und Abendessen, vorzugsweise Agriturismi, also italienische Bauernhöfe, die oft den Vorzug einer hervorragenden Verpflegung mit hofeigenen Produkten bieten.
Um unseren 4-tägigen Giro möglichst frisch und munter zu starten, reisten wir bereits Mittwochnachmittag die ca. 3 Stunden nach Rovereto an, um dort einen Abend zu verbringen und Donnerstag Früh zeitig und energiegeladen die 1. Etappe anzugehen bzw. anzuradeln (Tipp: Le Vette Room & Breakfast … neben der Hauptstraße, öffentliche/kostenlose Parkplätze für mehrere Tage, nur ein paar Minuten zu Fuß ins Zentrum bzw. zu Lokalen, Frühstück ab 7:30, günstig, alles neu und sauber).
Unsere Route:
Für die kommenden 18 km werden wir auf einer der großartigsten Gravel-Pisten im Alpenraum unterwegs sein: stets über der Baumgrenze, ohne nennenswerte Anstiege oder steile Abfahrten, mit traumhaften Panoramablicken über die weiten grünen Mugel des Lessinia-Naturparks.
GESAMT: 361 km/8.157 hm
Etappen auf Strava:
Etappe 1 (5:24:05 73,49 km 1.953 m)
Etappe 2 (6:38:35 92,59 km 2.232 m)
Etappe 3 (5:50:43 96,04 km 1.728 m)
Etappe 4 (6:29:55 99,44 km 2.244 m)
Etappe 1: Panarotta
Nach einem guten, ausgiebigen Frühstück (Buffet) geht es die ersten 25 Kilometer des Tages flach am Etschtal-Radweg in die Provinzhauptstadt Trient (Trento). Die Strecke durch ausgedehnte Wein- und Apfelplantagen ist uns in die Gegenrichtung bereits von unserer Traversata d’Italia (2022) bekannt. Früh morgens in der tiefstehenden Sonne ist es ein absoluter Genuss, auf dem herrlichen Flüsterasphalt nahezu allein flach einzurollen. Nur in den schattigen Passagen ist es schon/noch überraschend zapfig.
In Trient ist Markttag und entsprechend belebt ist das historische Zentrum, durch das wir im dichten Gedränge unsere Bikes hindurch schieben. Immerhin wird uns wieder warm und wir genießen die geschäftige Atmosphäre mit viel italienischem Flair rund um den Markt mit den gut besuchten Bars.
Hinter Trient geht es erstmals 250 Höhenmeter bergauf ins Suganertal. In Pergine Valsugana (km 39) legen wir eine erste Pause in der Pasticceria Carlin ein, wo wir zu unserem Caffé Americano hervorragende Kastanien-(Maroni-)-Muffins naschen. Danach beginnt der „richtige“ Anstieg des Tages hinauf zum kleinen Skigebiet Panarotta. Gute 1.350 Höhenmeter liegen jetzt vor uns, auf der herrlich einsamen, schmalen und kurvigen SP 12, die für Radfahrer:innen zu den „Grandi Salite del Trentino“ zählt und mit blau-weißen Info-Tafeln am Straßenrand genaue Auskunft über die aktuelle Seehöhe und die Steigung des kommenden Kilometers gibt.
Nach 800 Höhenmetern erreichen wir um 12:30 Uhr die kleine Ortschaft Compet mit der einzigen (Mittags-) Einkehrmöglichkeit des heutigen Tages: das Albergo Aurora (1.375 m). Wir stärken uns mit Knödelsuppe und einem Kartoffel-Käse-Ei-Gröstl und trocknen in der Sonne unsere feuchten Trikots. Danach geht es noch weitere 500 Höhenmeter auf 6 km berghoch zur 1.883 m hohen Passhöhe „La Bassa“ – bereits etwas oberhalb des Panarotta-Parkplatzes nach den ersten Offroad-Kilometern durch bunte Lärchen-Wälder mit herrlichem Fernblick auf die teils vergletscherten Gipfel des Naturparks Adamello-Brenta.
Auf der Passhöhe legen wir unsere Beinlinge und Gore-Tex-Jacken an und starten gespannt die Abfahrt Richtung Torcegno oberhalb von Borgo Valsugana. Ein etwa 2 km langer Wanderweg schlängelt sich hier traumhaft durch lichte Nadelwälder. Der Untergrund ist teilweise etwas wurzelig-steinig, lässt sich aber bis auf wenige Passagen auch mit Gravelbikes flott und mit viel Fahrspaß genießen.
Auf der anschließenden Schotterpiste macht es nach einer kurzen Unachtsamkeit bei Peters Hinterrad auf einmal ein ungutes Geräusch und kurz darauf ist es Gewissheit: der Reifen verliert durch ein winziges Loch etwas Luft. Dummerweise dichtet das „No Puncture“ Sealant von Muc-Off nach ca. 5 Monaten so überhaupt nicht mehr ab (vor unseren Montañas Vacías Extended frisch befüllt), nicht einmal dieses Mini-Loch. Es hilft kein Schütteln, Abtasten und mit dem Finger verstreichen (unseren Dynaplug Racer Pro Pannenkit-Stift hatten wir jahrelang unbenutzt immer dabei, bis wir das gute Teil heuer im Sommer irgendwo verloren und danach nicht mehr ersetzt haben). Nach 3x Nachpumpen, Herumprobieren und Weiterfahren ziehen wir einen Schlauch ein und ärgern uns ein wenig über unsere erste Reifenpanne mit unseren Gravel-Bikes (nach immerhin über 5.000 km), aber vor allem über die kurze Lebensdauer des Muc-Off Sealants, die wir von Stan’s Notubes (welches wir seit über 15 Jahren bei unseren MTB im Einsatz haben) nicht gewohnt sind.
Kurz nach 16 Uhr erreichen wir unser Etappenziel: den Agriturismo Fattoria Dalcastagnè etwas unterhalb von Torcegno. Wir beziehen unser zuvor über WhatsApp reserviertes gemütliches Zimmer, duschen und regenerieren ein wenig. Abends genießen wir, zusammen mit zwei größeren Gesellschaften, ein feines 3-gängiges Menü – vegetarisch für Hana kein Problem: als Secondo bekommt sie von den sehr sympathischen jungen Inhabern eine deftige Polenta-Käse-Schnitte mit Kartoffelpüree und gebratenen Melanzani serviert. Großartig sind zum Nachtisch die Palatschinken mit selbstgemachter Heidelbeer-Marmelade („Mirtilli“). Auch „La Mamma“ kommt einmal an unseren Tisch und überrascht uns sogar mit ein paar Sätzen auf Deutsch.
Etappe 2: Altopiano di Asiago
Der 2. Tag beginnt mit einem herrlichen Frühstücksbuffet um 8 Uhr. Frisch gebackene Brote, üppige Schinken-, Salami- und Käseplatten aus eigener Produktion, Joghurt und Obst, selbstgemachte Marmeladen und Kuchen … und die Frage, ob wir noch eine zweite Tasse Kaffee möchten – einfach perfekt.
Um 8:45 rollen wir bei 5° Außentemperatur in langer Montur die knapp 400 Höhenmeter bergab ins Suganertal, an dessen Radweg wir uns gute 10 km gemütlich einstrampeln, bevor wir in Selva di Grigno den langen Anstieg der Strada della Barricata hinauf zum Altopiano di Asiago starten. Die ersten 1.000 Höhenmeter schlängelt sich eine großartig konstruierte, schmale Asphaltstraße in zahlreichen Serpentinen den felsigen Steilhang empor. Für Radfahrer:innen ist diese Straße nur bergauf freigegeben. Zwar begegnen wir um diese Tageszeit keinen anderen Radlern und auch nur einer Handvoll Autos, aber offenbar kam es hier in der Vergangenheit öfter zu brenzligen Situationen durch zu viele und/oder zu schnell und/oder unachtsam bergab fahrenden Bikern? Wir können jedenfalls keinen (anderen) Grund erkennen, der gegen eine Abfahrt über diese spektakuläre Bergstraße spricht. Aber egal, wir hatten die Route ohnehin in diese Richtung geplant.
Gegen 11 Uhr erreichen wir nach dem schattigen Anstieg die sonnenbestrahlte Hochebene über Asiago. Obwohl Feiertag (1. November), ist sehr wenig los hier oben, was bestimmt auch daran liegt, dass so gut wie alle Hütten und Almen geschlossen haben. Wir hoffen sowohl beim Rifugio Barricata als auch bei den diversen Marcesina Hütten auf einen Kaffee, aber überall hängt bereits die Tafel „chiuso“. Umso schöner ist es, mehr oder weniger allein auf der weißen Gravelpiste vorbei an den Marcesina Almen das idyllische Hochplateau zu queren. Nach 7 km dann doch die Überraschung: beim Rifugio Malga Ronchetto sehen wir Personen im Freien sitzen. Ein Tisch ist auch noch frei und kurz darauf sitzen wir bei Kaffee, Tiramisu (bombastisch) und Ricotta-Torte (OK).
Danach geht es nochmals gute 400 Höhenmeter berghoch über eine gut zu fahrende und immer aussichtsreicher werdende Schotterpiste, vorbei an der Malga Lora und einigen 1. Weltkriegs-Denkmälern, hinauf zur 1.770 m hohen Passhöhe beim Monte Spil (1.808 m).
Von der Passhöhe führt die wunderbare Doubletrack-Piste hinunter zur Malga Montagnanova. Die Panoramablicke und das kräftige Herbstlicht sind ein Traum. Kurz darauf beginnt ein großartiger, tendenziell abwärts führender Wanderweg entlang der sehenswerten Felstürme der „Città di Roccia“. Ein paar Meter müssen wir zwar unsere Gravelbikes schieben, aber insgesamt ist der Abschnitt zur Malga Slapeur auf jeden Fall ein absolutes Highlight des Tages.
Über das Melette-Skigebiet erreichen wir nochmals eine kleine Passhöhe, von der aus es steil bergab über teils sehr groben Schotter hinunter zur Asphaltstraße bei der Ski Area Le Melette geht. Nach einer rasanten Asphalt-Abfahrt erreichen wir Gallio, wo wir uns in einer Bar mit Pizzaschnitten und Kaffee stärken. Hier ist schon deutlich mehr los als hoch oben am Altopiano, aber noch kein Vergleich zu den Menschenmassen in und rund um Asiago. Das wunderschöne Zentrum ist wahnsinnig gut besucht, vor sämtlichen Bars und Lokalen sitzen Einheimische und Ausflügler, die so wie wir (neben dem Feiertag) die ersten sonnigen Tage nach über 6 Wochen mit regen- und wolkendominiertem Wetter genießen.
Auch auf der Via Verde (Bahntrassenfuß- und Radweg) Rocchette-Asiago tummeln sich Familien und Paare jeden Alters. Entsprechend langsam kommen wir hier vorwärts, aber es ist immer noch entspannter als auf der extrem stark befahrenen Straße SP 349. Diese wählen wir erst nach dem höchsten Punkt der Via Verde, bevor es in zahlreichen Serpentinen (nahezu gleich flott wie die Autos) bergab Richtung Val d’Astico geht. Den parallelen Schotterweg von der Piazzale Principe del Piemonte kommend (Peter bekannt mit dem MTB berghoch) lassen wir auf Grund des tief-grobschottrigen Belags mit unseren Gravelbikes aus. Erst für die letzten 230 Höhenmeter verlassen wir die SP 349 und brausen auf der jetzt asphaltierten Via Olmo in den letzten Sonnenstrahlen weiter bergab Richtung Cogollo del Cengio.
Ein kleines Highlight wartet dann noch auf uns: der Single-Trail über Casale nach Schiri, der bis auf die letzten Meter bergab auch mit Gravelbikes super fahrbar ist.
Danach queren wir über eine schmale Brücke den fiume Astico und steigen noch einmal 200 Höhenmeter aufwärts zu unserer heutigen Unterkunft: Giorgio e Flora Ristorante e Locanda. Im sehr geschmackvoll eingerichteten Zimmer fühlen wir uns auf Anhieb extrem wohl, duschen und regenerieren, bevor wir beim sehr guten Abendessen (ab 19:30 – à la carte) im stilvollen und gut besuchten Restaurant auf eine lange und höchst eindrucksvolle Etappe anstoßen.
Etappe 3: Passo Xomo – Ponte tibetano
Im Vergleich zur gestrigen Etappe wird es heute deutlich weniger spannend. Eigentlich wartet zu Beginn nur ein relativ leichter Asphalt-Anstieg, um anschließend quasi auf der Direttissima zum Ausgangspunkt für die morgige Lessinia-Etappe zu gelangen: zum Agriturismo la Preara mitten in den Weinhügeln der Soave-Gegend.
Kurz nachdem die ersten Sonnenstrahlen bei Giorgio e Flora durchs Fenster blinzeln, verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück (bereits ab 7:30) unser feines Quartier bergab Richtung Arsiero. Über die SP81 geht es im schattig-kalten Posina-Tal knapp 15 km bis zur gleichnamigen Ortschaft, ehe wir links auf die sehr schmale Bergstraße hinauf zum Passo Xomo abzweigen. Es sind hier zwar nicht sehr viele, aber bereits deutlich mehr Autos unterwegs als gestern berghoch zum Altopiano di Asiago. Schließlich befindet sich am 1.058 m hohen Passo Xomo der Ausgangspunkt zur spektakulären Wanderung über die „Strada delle 52 gallerie“ auf den Pasubio. Der Parkplatz ist – wie wahrscheinlich an jedem sonnigen Tag – bereits gut gefüllt und auch auf der anschließenden einspurigen Abfahrt Richtung SP 46 kommen uns zahlreiche Autos entgegen, was die an sich sehr schöne Strecke durch den lichtdurchfluteten bunten Herbstwald ein wenig mühsam macht.
Richtig viel los ist dann auf der Hauptstraße hinauf zum Passo Pian delle Fugazze, auf dem wir zum Glück bald Richtung Gedenkstätte Ossario del Pasubio abzweigen. Auf der Strada del Re fahren wir dann hinauf zur 105 m langen Tibetischen Hängebrücke „Avis“, über die wir unsere Bikes langsam schieben. Auch hier sind heute am verlängerten, strahlend sonnigen Wochenende überraschend viele Menschen zu Fuß unterwegs. Also halten wir uns nicht sehr lange bei der Hängebrücke auf und erreichen wenig später den höchsten Punkt des heutigen Tages (ca. 1.480 m) oberhalb des Rifugio Campogrosso.
Für die lange, kurvige Abfahrt auf der SP 99 nach Recoaro Terme ziehen wir uns warm an und lassen es dann ordentlich sausen. Geplant ist ein Mittagessen im Albergo Ristorante Paradiso, in dem Peter im Vorjahr bei einer MTB-Runde mit Freunden die besten Gnocchi seines Lebens gegessen hatte: Gnocchi alla fioretta – mit flüssigem Ricotta im Teig und Salbeibutter darüber. Leider werden wir bitter enttäuscht, da sämtliche Tische im wirklich großen Speisesaal vorreserviert sind und für uns zwei – obwohl wir schon 20 Minuten vor der Lokalöffnung da sind – absolut kein Platz ist. Also müssen wir mit Pizzaschnitten in einer Bar Vorlieb nehmen, um unseren Hunger zu stillen. Umso mehr freuen wir uns schon auf das heutige Abendessen.
Die nächsten 35 km geht es relativ unspektakulär im Tal des Torrente Agno südwärts. Der Radweg nach Montebello Vicentino ist dennoch recht kurzweilig, da es immer etwas zum Schauen gibt. Durch zahlreiche Ortschaften und mit unzähligen Rechts-Links-Kombinationen über schmale Brücken geht es abseits der stark befahrenen Hauptstraße tendenziell immer leicht bergab. So wechseln wir von den engen Tälern und felsigen Kulissen der Pasubio-Region in die liebliche Weinhügel-Gegend zwischen Vicenza und Verona. Auf der Strada del vino Soave treffen wir einige Rennradfahrer:innen, ehe es für uns die letzten Kilometer zum Agriturismo la Preara – typisch für Weinbergstraßen – sehr steil bergauf geht. Dafür werden wir bei unserer Ankunft herzlich willkommen geheißen und bekommen ein wunderschönes Zimmer mit Fernblick inklusive Sonnenuntergang über den Weinhügeln. Abends speisen wir wunderbar à la carte im gut besuchten Restaurant des sehr sympathischen Agriturismo.
Etappe 4: Parco naturale regionale della Lessinia
Nach einem hervorragenden Frühstück mit kräftigem Mokka-Kaffee in großen Schalen, mit viel Obst, Brot, Pizzastücken, Olive Ascolane (!), Kuchen, Nüssen, Joghurt, großartiger Orangen-Marmelade und hart gekochten Eiern starten wir gut gestärkt die letzte Etappe unserer 4-tägigen Rundfahrt.
Auch heute wartet an sich nur ein Anstieg auf uns – aber ein sehr, sehr langer (von 55 m Höhe auf 1.710 m). Die sonnige Morgenstimmung auf der Fahrt durch die lieblichen Weinhügel der Soave-Region ist großartig. Außer uns sind heute (Sonntag) auch bereits viele andere Radfahrer:innen unterwegs, die meisten auf dem Rennrad. Unser erster Serpentinenanstieg ist noch sehr sanft und flach und nach einer kurzen Schotter-Passage auf einem kleinen Kamm geht es fein bergab auf die SP 10. Hier bekommen wir bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns heute noch erwartet: unendlich viele Autos fahren von Verona kommend hoch in die Lessinia-Berge, um das verlängerte Wochenende bei prächtigstem Herbstwetter in der Höhe ausklingen zu lassen.
Zum Glück zweigen wir bald wieder links ab auf eine schmale Seitenstraße und gewinnen auf einer jetzt recht steilen Serpentinenstraße rasch an Höhe. Nach zweieinhalb Stunden stärken wir uns in Bettola mit einem Kaffee, bevor es über Velo Veronese auf der SP 13 und SP 6 weiter aufwärts geht. Immer mehr Autos überholen uns jetzt, einige – wie so oft – viel zu schnell und zu knapp. An jedem anderen Tag wäre die Fahrt hier wahrscheinlich deutlich entspannter. Umso mehr atmen wir auf, als wir nach gut 40 km auf 1.400 m Höhe bei Conca dei Parpari die SP 6 verlassen und auf eine Schotterpiste abzweigen. Für die kommenden 18 km werden wir auf einer der großartigsten Gravel-Pisten im Alpenraum unterwegs sein: stets über der Baumgrenze, ohne nennenswerte Anstiege oder steile Abfahrten, mit traumhaften Panoramablicken über die weiten grünen Mugel des Lessinia-Naturparks und die dahinterliegenden, felsigen, teils vergletscherten Bergketten.
Nach einer ersten Passhöhe auf knapp 1.600 m geht es kurz bergab nach San Giorgio ins Wintersport-Zentrum Alta Lessinia. Der riesige Parkplatz ist gut gefüllt und vor jeder Bar tummeln sich Unmengen an Menschen. Wir versuchen in einem Lokal am Rand des Zentrums ein Essen zu ergattern – wieder ohne Erfolg. Obwohl der ein oder andere Platz noch frei wäre, werden wir wieder auf Folge-Reservierungen verwiesen und nicht bewirtet. Als Trost werden auf dem finalen Anstieg Landschaft und Ausblicke immer fantastischer und es wandern und spazieren hier auch deutlich Menschen als noch zuvor. Auf 1.710 m Höhe ist der höchste Punkt des Tages erreicht und wir werden mit einem großartigen 360° Panorama-Fernblick belohnt.
Bei km 59 (Bivio del Pidocchio) beginnt eine einspurige Flüsterasphalt-Straße, die bestimmt auch mit dem Rennrad der absolute Traum sein muss. Ab dem Passo delle Fittanze (km 63) beginnt die lange, steile Abfahrt ins Etschtal. Zuvor stärken wir uns noch in der Locanda Alpina mit Kaffee und Panini – die Küche hat bereits geschlossen, sonst hätten wir hier wahrscheinlich auch keinen Platz bekommen.
Unsere Abfahrt nach Ala im Etschtal zählt in der Gegenrichtung auch zu den „Grandi Salite del Trentino“ und ist mit 1.076 m Höhenunterschied auf 11,4 km eine echte Herausforderung (durchschnittlich 9,4% mit einigen deutlich steileren Passagen). Wir genießen im kräftigen Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne die traumhaften Blicke über das schmale Etschtal, welches hier teilweise 2.000 m unter den umliegenden Bergen liegt.
Zum Abschluss geht es – wie zu Beginn unserer Reise – gute 20 km nahezu flach am Etsch-Radweg dahin, ehe wir wieder Rovereto erreichen. Im Bicigrill, wo wir bereits auf unserer Traversata d’Italia (2022) eingekehrt sind, stärken wir uns mit ein paar Kohlehydraten für die anschließende Heimreise im Auto und lassen die wunderbaren Eindrücke und Bilder der heutigen Etappe Revue passieren.
Unsere Route:
GESAMT: 361 km/8.157 hm
Etappen auf Strava:
Etappe 1 (5:24:05 73,49 km 1.953 m)
Etappe 2 (6:38:35 92,59 km 2.232 m)
Etappe 3 (5:50:43 96,04 km 1.728 m)
Etappe 4 (6:29:55 99,44 km 2.244 m)