Nachdem wir unsere Bikepacking-Reise durch Bosnien und Herzegowina Mitte Oktober wetterbedingt ein paar Tage verkürzt hatten und dem Schlechtwetter Ende Oktober bei uns daheim entkommen wollten, entschieden wir uns spontan nochmals für ein paar Tage in den Süden zu reisen, dorthin, wo die Wetterprognosen die meiste Sonne versprachen: in die italienischen Regionen Marken und Abruzzen. Zwar waren wir schon einige Male mit unseren Rädern in der Gegend unterwegs, aber wir hatten dennoch Lust auf ein paar sonnige Tage mit unseren Gravel-Bikes und auf kulinarische Genüsse in Bella Italia, sodass wir einige Agriturismi vorab recherchierten und am österreichischen Nationalfeiertag (26.10.) mit den Bikes im Auto und diesmal nur Leichtgepäck (ohne Zelt) Richtung Ancona aufbrachen.
Unsere Route
GESAMT: 362 km/7.620 hm
Etappen auf Strava:
Etappe 1 (5:07:00 74,61 km 1.798 m)
Etappe 2 (4:47:58 59,12 km 1.719 m)
Etappe 3 (5:07:23 83,94 km 1.552 m)
Etappe 4 (5:27:08 90,27 km 1.846 m)
Etappe 5 (2:51:54 54,05 km 709 m)
Die Reise
Start unseres 5-tägigen Giros war der Agriturismo Il Vecchio Pioppo südwestlich von Fermo. Hier konnten wir unser Auto problemlos für ein paar Tage parken und nutzen den Anreisetag für eine Sightseeing-Runde durch Fermo, nachdem wir zuvor am Lido von Porto San Giorgio kurz im Meer schwimmen waren.
Die Route ergab sich diesmal aus den verfügbaren Unterkünften – wir suchten uns vorzugsweise Agriturismi, die Frühstück und Abendessen boten, gute Bewertungen hatten und leistbar waren. So entstand eine Art 8er-Schleife über möglichst schmale, verkehrsarme Straßen und ab und zu Schotterpisten. Wie in vielen südlichen Regionen Italiens ist hier das Gravel-Bike die optimale Wahl, da die verkehrsarmen, asphaltierten Nebenstraßen großteils in einem derart desolaten Zustand sind, dass man hier mit einem klassischen Rennrad nur wenig Freude hat, während auf den besseren (Haupt-)Straßen teilweise sehr viel Verkehr ist, schnell gefahren und oft knapp überholt wird. Wir hätten jedenfalls an keinem der 5 Tage unsere Gravel-Bikes gegen unsere Rennräder tauschen wollen.
Ähnlich wie zwei Wochen zuvor in Bosnien und Herzegowina änderte das Wetter am Ende der Reise unsere geplante Route. An sich wollten wir hoch in die Monti Sibillini (Pintura/Bolognola), aber ein orkanartiger Sturm lehrte uns in Montefortino das Fürchten und ließ uns auf dem direktesten Weg zurück zum Ausgangspunkt unserer Reise düsen.
Für einen detaillierten Tag-für-Tag-Reisebericht scheinen uns die 5 Etappen ein wenig zu „unspektakulär“ – den Marken und Abruzzen haben wir bereits in anderen Reiseberichten ausführlich gehuldigt. Dennoch wollen wir auch die Highlights dieser Tour und die Reise an sich wieder mit ein paar Fotos dokumentieren.
Auf jeden Fall in Erinnerung bleiben uns:
- Die Gravel-Piste um den Monte Ascensione mit Blick auf die faszinierenden Calanchi
- Ascoli Piceno – ein uns bis dato unbekanntes Juwel mit seinen zahlreichen Piazzas und einer großartigen Architektur
- Das „Grano“ (Laboratorio di panificazione) in Ascoli Piceno – eine für Italien außergewöhnliche Bäckerei mit Sauerteig-Broten und -Focaccias. Daniele (der Inhaber) hat uns durch seine Backstube geführt und wir plauderten (auf Englisch) ausgiebig über Sauerteige, Brotgewürze und italienische Brotkultur.
- Civitella del Tronto mit der mächtigen Festung und „La Ruetta“ – der schmalsten Straße Italiens
- Campli: tolle Kirchen und la Scala Santa (die heilige Treppe – ein versteckter Pilgerort)
- Gianni, der es sich in Montorio al Vomano nicht nehmen ließ, unseren Café zu bezahlen
- Der Agriturismo Lo Scoiattolo oberhalb von Montorio al Vomano: der herzliche Empfang von Renato, die großartige, sehr italienische Atmosphäre abends im gut besuchten Speisesaal, das sensationelle Olivenöl von „Frantoio Gran Sasso“, die leckeren ofenwarmen Cornetti zum Frühstück
- Die „Murales di Azziano“ – bemalte Häuserfassaden im kleinen Bergdorf Azziano
- Der uns viele Kilometer begleitende Panorama-Blick zum 2.912m hohen Corno Grande, dem höchsten Gipfel des Gran-Sasso-Massivs
- Die herrliche Schwimmeinheit am Lido von Roseto degli Abruzzi
- Der Agriturismo Il Borgo Degli Ulivi oberhalb von Roseto degli Abruzzi: Angela, die Inhaberin, hat uns, obwohl wir die einzigen Gäste Ende Oktober waren, außergewöhnlich abends und morgens kulinarisch verwöhnt. Sensationell waren die vegetarischen Antipasti, u.a. Bruschette mit Käse/Feige/Mandel und mit Käse und Cipolle rosse di Tropea, im Ofen überbackene Melanzani und Zucchini mit Käse und Ei … aber auch die Pasta-Gerichte waren ein Gedicht (Lasagne auf kalabrische Art mit Eiern). Zum Frühstück gab es Omelette, ofenwarme Muffins, Brot mit selbstgemachter Marmelade, Obst und sehr leckeren Café. Von unseren 5 Quartieren war dies der mit Abstand genussvollste Aufenthalt.
- Offida und Castignano – zwei entzückende Orte auf unserer 4. Etappe
- Die Gravel-Piste von Rotella nach Force
- Die sehr nette, familiäre Atmosphäre im Agriturismo Antica Corte sowie der wunderschöne Speisesaal. Neben uns feierten 2 Ehepaare aus Rom ihren Hochzeitstag und luden uns nach dem Abendessen zu Prosecco und Torte ein. Auch das Frühstück war ausgezeichnet.
- Und zu guter Letzt: zahlreiche schöne Motive zwischendurch 🙂