162 Kilometer, 4.485 Höhenmeter, 16 Stunden unterwegs, 16 Liter Flüssigkeit … das nur ein paar Eckdaten unserer epischen Mountainbike-Tour durch den Böhmerwald.
Der Nordwaldkammweg (Alpenvereinsweg-Nr. 105) ist einer der großen 10 WeitWanderWege in Österreich und Abschnitt des Europäischen Fernwanderweges E6 und führt in seiner ursprünglichen Form vom Dreisesselberg (Hochstein) im Dreiländereck DE-CZ-AT bis zum Nebelstein in Niederösterreich. Mittlerweile gibt es diverse Anbindungen/Verlängerungen und Varianten … unser Ziel war die Befahrung des klassischen Nordwaldkammwegs an einem Tag – und um es vorweg zu nehmen: dieses mystische und durchaus extreme Projekt war nicht meine Idee sondern Hanas Wunsch.
Ermöglicht hat und das Projekt Hannes K., der uns Freitag Nachmittag mit den Bikes nach Frauenberg am Fuße des Dreisesselbergs chauffierte (öffentlich quasi unerreichbar) und uns Sonntag am späten Morgen am Nebelstein abholte – an dieser Stelle nochmals ein riesen Dankeschön!!
Für eine ausführliche Tourenbeschreibung fehlen uns noch etwas die Worte; deshalb hier nur ein paar Anmerkungen und Gedanken, bevor wir die Bilder sprechen lassen:
- Es ist das wahrscheinlich heißeste Wochenende des Jahres (39,2° in Waidhofen an der Ybbs); schon morgens in der Höhe war es unfassbar “warm”. Zwischen 12.00 und 16.00 Uhr war es stellenweise extrem heiß – v.a. die zahlreichen Stiche über die sonnigen Wiesen und Felder. Hier floss auch das meiste Wasser – mehrmals füllten wir unsere Flaschen bei verständnisvollen Dorfbewohnern. Größter Vorteil der Hitze/Trockenheit: die vielen Wurzeltrails waren super trocken.
- Längere Schiebe/Tragepassagen gab es für uns zu Beginn (Dreisesselberg) und am Hochficht – hier glaubten wir am GPS einen besseren Weg gefunden zu haben; war dann doch länger als vermutet … ansonsten ist der Nordwaldkammweg (NKW) ein erstaunlich lohnender Bike-Genuss. Highlights sind mit Sicherheit die grandiosen Trails rund um Hochficht, Schöneben bis St. Oswald und vor allem zum/vom Sternstein sowie die unzähligen Passagen quer durch endlose Felder (v.a. zwischen Bad Leonfelden und Freistadt). Die Wege sind oftmals stark verblockt und wurzelig und drückten den Schnitt bis Bad Leonfelden gewaltig. Nach der Braunberghütte (tolle Abfahrt) nimmt der Schotter- und Asphaltanteil deutlich zu, was uns am Ende mehr als Recht war – auf Grund der schwindenen Energie gibt es vom Ende der Tour auch kaum Fotos.
- Abfahrt in Frauenberg war um um 4.18 Uhr nach einem mitgebrachten Frühstück am Zimmer (Privatquartier Fam. Schönberg – empfehlenswert!). Rechtzeitig zum phantastischen Sonnenaufgang waren wir am Hochstein/Dreisesselberg. Längere Pausen gab es nach etwa 4h Fahrt in Haslach (Frühstück und Supermarkt-Stopp). Hier kauften wir auch einen Insektenschutzspray, da wir zuvor bei allen langsamen Passagen von Bremsen-Schwärmen böse überfallen wurden.
Mittagessen gab es statt ursprünglich geplant in Freistadt bereits in Bad Leonfelden (nach ca. 9h Fahrt). Danach machten wir nur noch kurze Pausen, um vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel zu sein, das wir nach ca. 16h um 20.00 Uhr müde und durchaus erschöpft aber umso glücklicher erreichten. Die Nebelsteinhütte bewirtete uns mit einer leckeren Schwammerlsauce mit Knödel, Mohnzelten und Marillen-Topfenkuchen. Getoppt wurde das Ganze dann noch beim Frühstück am nächsten Morgen mit sensationellem Café, wie wir ihn noch nie zuvor auf einer Hütte bekommen haben. Einen großen Dank an die sympathischen Pächter! - Fazit: der Nordwaldkammweg ist mit dem Mountainbike als Tagestour eine extrem faszinierende, spannende und überaus herausfordernde Angelegenheit. Zahlreiche Trails stehen großen Alpen-Touren im Fahrgenuss um nichts nach. Als Wandertour würde er uns auf Grund der zahlreichen langen Schotter- und Aspahltpassagen nicht reizen. So trafen wir auf dem ganzen Weg auch nur ein einziges Wanderpärchen mit Marschgepäck … allerdings auch nur 2 Hobby-Biker (ohne Rucksack). Landschaftlich, kulturell (immer wieder entlang des ehem. Eisernen Vorhangs) und kulinarisch hat sich die Tour durch den Böhmerwald für uns mehr als gelohnt.
- Tipp: mit GPS fahren! Zwar ist der Weg quasi durchgehend gut markiert. Das GPS am Lenker hilft aber bei allen schnellen Passagen ungemein im teils dichten Wegenetzwerk und v.a. bei allen größeren Ortsdurchfahrten. Ohne GPS wär sich die Tour für uns an 1 Tag wahrscheinlich nicht ausgegangen.