Rennrad Bikepacking Radreise Provence (FR)

Rennrad Bikepacking Radreise Provence (FR)

6 Tage waren wir Anfang März 2020 mit unseren Rennrädern im Süden Frankreichs unterwegs. Auch wenn der Lavendel noch nicht blühte – oder vielleicht gerade deshalb, da so herrlich einsam war es eine wunderbare Reise durch grandiose Landschaften und faszinierende Ortschaften und Städte.

Bei dichtem Schneefall verließen wir unsere Heimat und düsten die knapp 800km südwestwärts über Bozen, Piacenza und Nizza bis nach Gréolières inmitten des Parc naturel régional des Préalpes d’Azur, wo wir vorab ein für unsere Zwecke perfektes Ausgangsquartier recherchierten.

Zusätzlich zu unseren Topeak Bikepacking-Taschen nahmen wir erstmals auch 1 kleinen Rucksack mit, um noch etwas mehr Platzreserven zu schaffen – einerseits für leichtes, voluminöses Wechselgewand (Wind-/Regen-Jacken und -Hosen, Winterhandschuh), andererseits für Lebensmitteleinkäufe (meist kurz vor Etappenende), da wir uns diesmal vorrangig in Apartments mit Kochgelegenheit einquartierten.

Nicht dass wir die französische Küche verschmähen – ganz und gar nicht … aber oft ist es in einsamen Gegenden schwer (vor allem um diese Jahreszeit) etwas Sinnvolles zum Essen zu bekommen. Und bis 19 Uhr warten möchte man auch nicht so gerne, wenn man bereits nachmittags die Etappe beendet. Dazu kommt, dass in Frankreich die Qualität und Preise in Cafés und Bäckerein darart verlockend sind, dass wir unterwegs mindestens zweimal einen Stopp für eine kulinarische Pause/Jause einlegten – mal süß (v.a. mit Croissants und Pain au Chocolat et Amandes) mal pikant (v.a. mit diversen Quiches oder Peters Leibgericht Croque Monsieur). Die Preise für abends Essengehen in Lokalen und Restaurants sind hingegen deutlich höher als bei uns.

Die Highlights unserer Provence-Radreise im März auf einen Blick:

  • Tolle Straßen
    ungemein dichtes Straßennetz; fast durchwegs sehr guter Asphalt; so gut wie kein Schotter/Kies
  • Wenig Verkehr
    … selbst in der Verdon-Schlucht; generell sehr rücksichtsvolles Überholen
  • Angenehmes Klima
    morgens noch frisch (0-5°) und tagsüber um die 10-15° – die Winterschuhe können jedenfalls zu Hause bleiben 🙂
  • Kontrastreiche Landschaft
    hohe Berge, sanfte Hügel, viele große und kleine Seen und Flüsse, saftige Wiesen & mediterrane Wälder, historische Städte und idyllische Bergdörfer, …
  • Sensationelle Bäckereien
    wichtig: „Artisan“ … je kleiner desto besser 🙂
  • Kultur
    imposante Paläste, Kirchen und Schlösser
  • Vegetation
    teils schon richtig grüne Wiesen, blühende Obstbäume und Sträucher (Rosmarin!), malerische Wein- und Lavendel-Gebiete, Oliven-Haine und Palmen, …
  • Infrastruktur
    zahlreiche Gîtes oder auch Zimmer/Apartments über booking.com leicht und spontan zu buchen; viele kleine Geschäfte; Trinkwasser aus der Leitung

Unsere Tour de Provence:

Wir starten unsere Reise auf ca. 850m Höhe in Gréolières (Villa Regain) und radeln bei Sonne aber durchaus frischen Temperaturen die malerische D2 bergauf zu einem ausgedehnten Hochplateau inmitten der karg-felsigen Gebirgslandschaft des Départements Alpes-Maritimes.

Über Castellane erreichen wir den Beginn der imposanten Verdonschlucht (Gorges du Verdon) und schrauben uns auf der Route des Crêtes bis auf ca. 1.300m Höhe, von wo aus wir einen phantastischen, quasi senkrechten Blick auf den 700m tiefer gelegenen, türkisfarbenen Fluß Verdon genießen. Nachdem die weitere Route des Crêtes gesperrt ist, rollen wir zurück nach La Palud-sur-Verdon und fahren etwas direkter zu unserem ersten Etappenort Moustiers-Sainte-Marie am mächtigen Stausee Lac de Sainte-Croix (Übernachtung mit Frühstück im Les lauriers).

Tag 2 beginnt mit einem kurzen steilen Anstieg und einer anschließenden Genussfahrt entlang ausgedehnter Lavendel-Felder – auch ohne Blüten ein wunderbarer Anblick.

Über die malerischen Verdon-Seen fahren wir sehr hügelig über schmale, feine Aspahltstraßen, passieren hübsche kleine Ortschaften wie Esparron-de-Verdon oder Beaumont-de-Pertuis mit ihren Häusern und Mauern aus Stein, bunten Fensterläden und historischen Schlössern und Kirchen.

In Pertuis beziehen wir ein günstiges Apartment (Résidence du Moulin à Huile), kaufen ein paar Lebensmittel und eine Flasche Rotwein und stoßen abends auf Hanas Geburtstag an.

Auch die 3. Etappe führt uns zu Beginn durch eine felsige Schlucht – zwischen Lourmarin und Bonnieux, bevor wir in Gordes in der winzig kleinen Boulangerie de Mamie Jane ein absolutes kulinarisches Highlight erleben: sowohl die exquisite Quiche Lorraine als auch der saftige Brownie und das buttrige Pain au chocolat verdienen hier das Prädikat extraordinaire.

Über das für seine zahlreichen Kanäle und hölzernen Wasserräder bekannte L’Isle-sur-la-Sorgue erreichen wir am frühen Nachmittag Avignon, wo wir einen ausgedehnten Stadtbummel einlegen und u.a. den ungemein eindrucksvollen Papstpalast und die berühmte Bogenbrücke – den Pont d’Avignon bestaunen (Übernachtung im Apartment Limas).

Unsere Fahrt nach Aix-en-Provence ist die ersten Kilometer alles andere als prickelnd. Erst der einsame Radweg entlang des Parc naturel régional du Luberon bringt die gewohnte Freude am Unterwegssein.

Tages-Highlight sind jedoch abermals die kulinarischen Genüsse einer kleinen Boulangerie Artisan (traditionelle handwerkliche Bäckerei, die auf tiefgekühlte Teiglinge, Backmischungen und Backzusätze verzichtet) – und zwar die Boulangerie Aux Saveurs De Guillaume in der sehenswerten Ortschaft Charleval. Vor allem das gewichtige Pain au Chocolat et Amandes (buttrigster Blätterteig reichlich gefüllt mit Mandeln und Schokolade) bleibt unvergesslich.

Tag 5 starten wir vom Casa Appart bereits am frühen Morgen, da uns eine etwas längere Etappe bevorsteht. Zu Beginn bremsen einige steile Bergauf-Bergab-Passagen, die auf Grund der frischen Morgen-Temperaturen ein ständiges An-Aus-Ziehen erfordern, gehörig den Schnitt. Dennoch genießen wir die Fahrt aus Aix-en-Provence Richtung Auriol, wo wir auf die D45A (Route de la Sainte-Baume) stoßen, die uns sanft ansteigend etwa 500 Höhenmeter hinauf zum wunderschönen Hochplateau des Parc Naturel Régional de la Sainte-Baume führt.

In der kleinen Ortschaft Le Plan gönnen wir uns Kaffe und Süßes und rollen anschließend flott auf der D95 durch lichte, felsdurchsetzte Wälder – immer wieder mit großartigen Panorama-Blicken über die ausgedehnten Berge des Parc naturel régional du Verdon und des Parc naturel régional des Préalpes d’Azur bis hin zu den schneeweißen Alpen-Gipfeln des Parc national du Mercantour.

In La Motte (Var), das vor allem für seinen 2.600 Jahre alten Weinbau bekannt ist, beziehen wir noch einmal ein Quartier mit Kochgelegenheit und genießen am nächsten Morgen ein ausgezeichnetes Frühstück der sehr freundlichen Gastgeber (Le Mas du Péré).

Am letzten Tag geht es nochmals in die Berge der Préalpes d’Azur – anfangs im dichten Nebel über herrlich einsame Straßen nach Fayence und Mons etwas später (ab ca. 1.000m Höhe) brechen wir dann durch die Nebeldecke und genießen noch einmnal strahlenden Sonnenschein auf unseren letzten Kilometern über das herrliche Hochplateau zwischen Caille und Andon, bevor wir es hinunter zu unserem Ausgangspunkt Gréolières nochmals ordentlich rollen lassen.

Unsere Etappen:

01: Gréolières – Moustiers-Sainte-Marie: 107km / 1.769hm
02: Moustiers-Sainte-Marie – Pertuis: 113km / 1.759hm
03: Pertuis – Avignon: 85km / 951hm
04: Avignon – Aix-en-Provence: 88km / 853hm
05: Aix-en-Provence – La Motte: 143km / 1.959hm
06: La Motte – Gréolières: 83km / 1.826hm
GESAMT: 619km / 9.117hm

GPX-File zum Download (rechte Maustaste >> Ziel speichern unter …)

Tour auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/161656608