So. 01.03.2015
Unser Wecker läutet um 5.30 Uhr, was jetzt motivierter klingt als es ist, da wir ja 10h flach im Zelt geruht haben. Klar, für die innere Uhr ist es jetzt 2.30 morgens, aber wir sind richtig froh, dass die Nacht vorüber ist und bereiten alles für eine rasche Weiterfahrt vor. Wir frühstücken im Mondlicht und als wir aufbrechen färben die ersten Sonnenstrahlen die Wüstenlandschaft vor uns in phantastische Farben.
Der Wind hat sich bereits in der Nacht gelegt und so radeln wir flott durch Al Shuwaib auf der E60 Richtung Al Ain. Zwischen den beiden Kreiseln auf die E66 nehmen wir unser 2. Frühstück in einem kleinen indischen „Restaurant“ ein, das eher eine Drive-In-Bude mit Minimarkt-Charakter ist. Dort machen wir erstmals Bekanntschaft mit der sensationellen Kombination von indischem Chai (Schwarztee mit Milch, viel Zucker und einer Gewürzmischung mit Kardamom) und gerollten pikanten Sandwiches – für uns vegetarisch mit leckerem gekochtem Gemüse. Wir staunen, wie diese Sandwiches trotz heftiger Schärfe schon früh morgens gut den Magen runter gehen, nachdem wir zuvor – wie von daheim oder Bella Italia gewohnt – etwas Süßes, nämlich recht trockenen Kuchen gewählt hatten, der uns so ganz und gar nicht glücklich machte.
Nach diesem kulinarischen Highlight geht es für knapp 40km auf der Autobahn E66 (Al Ain – Dubai Road) flott dahin – stets leicht bergauf und bergab, vorbei an endlos wirkenden Wüstenlandschaften (rechts), hohen Bergketten im Hintergrund (links), zahlreichen Kamelfarmen, Strommasten und vereinzelten Industrie-Arealen.
Wir sind froh, als wir bei Al Foah von der Autobahn ab und Richtung Al Ain Zentrum weiter fahren. Die 20km ins Innere der „Gartenstadt des Arabischen Golfs“ ziehen sich dann aber gewaltig, dazu ist es recht heiß und ein leiser Hunger macht sich auch durchaus bemerkbar.
Nach einem ausgiebigen Supermarkt-Einkauf speisen wir hervorragend in einem „Vegetarian Restaurant“. Unsere Teller werden so lange mit super leckerem aber teils richtig scharfem indischem Gemüse, Dal Curry (Brei aus Hülsenfrüchten), Basmatireis und sensationellen Chapati-Broten gefüllt, bis wir dankend abwinken.
Gut gestärkt geht es dann weiter Richtung Grenze VAE/Oman. Für ca. 20km ist der Verkehr hier extrem dicht, vor allem unzählige LKWs dröhnen lautstark an uns vorbei. Erst knapp vor der Grenze biegt der Großteil links ab. Kurz darauf zücken wir unsere Pässe und werden sehr freundlich „come inside“ gebeten, wo wir unsere Visa-Anträge ausfüllen und 200 AED (ca. EUR 50,-) pro Person für das 28-Tage-Visum bezahlen. Deutlich günstiger wäre das 10 Tage Visum gewesen, für unser Vorhaben aber je nach Vorwärtskommen 1-2 Tage zu kurz.
Ein strahlend blauer Himmel, kaum Verkehr und leichter Rückenwind begleiten uns dann die ersten Kilometer in unserem eigentlichen Reise-Zielland Oman. Rechts von uns reicht nach wie vor die Wüste bis zum Horizont, links von uns liegt ein steppenartiger Übergang Richtung Bergland.
Nach 138km und einer Fahrtzeit von 6h 30min biegen wir links in eine Schotter-Sandpiste ein und finden nach einem knappen Kilometer einen traumhaften Platz für die Nacht. Im Wind- und Sonnenschutz eines Baumes lassen wir uns nieder und genießen erstmals richtig entspannt und glücklich die idyllische Abendstimmung sowie die letzten Sonnenstrahlen eines langen Reisetages.