Mo. 02.03.2015
Wir schlafen schon deutlich besser als in der ersten Nacht und starten um ca. 7.30 Uhr motiviert unsere 3. Etappe – schon in voller Vorfreude, dass wir heute Autobahn und flache Wüstenregionen verlassen und uns dem Bergland mit seinen einsamen Pisten nähern werden.
Nach etwa 20km passieren wir die Siedlung As Sunainah und finden einen kleinen Coffee Shop, in dem wir wieder ausgezeichneten Chai und pikante Sandwiches konsumieren – diesmal mit leckerem Dal (Brei aus Hülsenfrüchten) gefüllt.
Danach geht es nochmals 30km durchs Niemandsland, bevor wir in einem Kreisel links nach Dhank abzweigen. In einem Supermarkt beim Kreisel kaufen wir jede Menge Proviant und strampeln danach die 12km schnurgerade Straße nach Dhank, dessen weiße Moschee uns schon von weitem vor den gewaltigen Felswänden des Hadschar-Gebirges entgegen strahlt.
Irgendwie schaffen wir es ein Restaurant zu verpassen – zuerst im Glauben, dass noch etwas „Besseres“ kommt, dann zu faul umzukehren … also stärken wir uns am Straßenrand im Schatten mit zuvor gekauftem Yoghurt, Orangen und Datteln.
Vor uns liegt das Wadi Dhank, das sich anfangs recht unspektakulär dahin schlängelt, später aber den Blick auf immer höhere und eindrucksvollere Bergketten und Gipfel frei gibt. Neben der Straße schmücken grüne Palmen das steinige, breite, komplett ausgetrocknete Flussbett.
Immer wieder werden wir von laut hupenden Schulbussen überholt, aus denen uns eine Schar aufgeregt kichernder Kinder zuwinkt … mal ist es ein Bus mit Jungen, mal einer mit Mädchen. Alle paar Kilometer halten die Busse an oder drehen eine Runde in einer kleinen Oase, um die hier wohnhaften Kinder nach Hause zu bringen.
An den Berghängen sehen wir immer wieder vereinzelte Lehmhütten, offensichtlich leerstehend, aber nach wie vor einen Eindruck vermittelnd, wie hier die Omanis noch vor ein paar Jahrzehnten ohne Wasser und Strom gelebt haben. 1970 gab es insgesamt 15km asphaltierte Straßen im ganzen Land, das etwa so groß wie Deutschland ist. Mittlerweile schmücken in den entlegensten Dörfern bunte und extrem prunkvoll gestaltete Häuser das Straßenbild. An allen Ecken und Enden wird gebaut, Strommasten ziehen über die wildesten Bergpässe, 1a-Flüster-Asphaltstraßen lösen unwegsame Strecken ab und überraschen uns an Passagen, die wir auf Google Earth noch eindeutig als Schotterpisten ausgemacht hatten.
Zurück ins Wadi Dhank – hier machen wir erstmals Bekanntschaft mit jenem Straßenschild, das im Oman eine Steigung ankündigt. Egal ob es 8, 12, 20 oder später gut 30% bergauf geht – die Tafel zeigt einen Pfeil, der an einem Hang schräg rechts aufwärts zeigt und für uns selten Gutes bedeutet. Noch freuen wir uns über die Abwechslung einer kurzen Steigung mit anschließender Abfahrt, vor allem weil sich uns dadurch immer wieder neue Ausblicke eröffnen, so wie etwa vor dem Ort Fida, hinter dem ein mächtiger Tafelberg thront.
In Fida finden wir zwar eine Tankstelle, kleine Supermärkte und 2 Coffee Shops … wie die meisten Geschäfte und Lokale in den omanischen Dörfern hat aber zwischen ca. 13.00 und ca. 16.00 Uhr auch hier fast alles geschlossen. Nur ein winziger Food Store steht offen, sodass wir Wasser, Brot und etwas Obst kaufen, nachdem wir beschließen abends selbst zu kochen.
Nach ein paar Kilometern sehen wir rechts eine steinige Piste abzweigen, die Richtung Tafelberg führt. Wir biegen ab und treten einen Hügel hinauf, hinter dem wir ein kleines flaches Platzerl ohne felsigen Boden entdecken – ein wunderbarer Platz für unser Nachtlager.
Das Zelt ist schnell aufgebaut und bald brutzeln rote Paprika in der Pfanne, die wir über einen großen Topf schnell gekochter Spaghetti schütten. Mit Olivenöl und ein paar Gewürzen haben wir ein schmackhaftes Abendessen, das wir in der wohltuenden Stille inmitten dieser traumhaften Berg-Kulisse wahrhaftig genießen.