Mi. 04.03.2015
Wir starten wieder bei bestem Wetter zu einer der lohnendsten Etappen unserer Oman-Reise. Ein zweites Frühstück gibt es heute schon sehr bald – nach 15min Fahrzeit im kleinen Ort Al-Ayn – bekannt durch seine gut erhaltenen „Bienenkorbgräber“, die auf das 3. Jahrtausend v. Chr. datiert werden. Auch wir erspähen sie bald nach unserer Weiterfahrt auf einem kleinen Bergrücken gelegen, unmittelbar vor dem 2.000m hohen Jebel Misht (Kamm-Berg), dessen 1.000m hohe Kalk-Felswand uns in der Morgensonne entgegen leuchtet.
Wir befinden uns bereits mitten im Al-Jabal Al-Akhdar-Gebirge, dessen höchster Gipfel mit ca. 3.000m der Jabal Shams gleichzeitig der höchste Punkt des Hadschar-Gebirges und somit der höchste Berg im Oman ist.
Für uns beginnt dadurch ein langer, landschaftlich enorm reizvoller Anstieg Richtung Sint – ein weitläufiges Bergplateau mit einer großen Oase auf etwa 1.000m Höhe, das wir nach etwa 3h30min Fahrzeit erreichen. Hier kaufen wir in einem kleinen Supermarkt etwas Essen und ein paar Getränke, darunter auch gekühltes Laban (ein leckeres Joghurt-Wasser-Getränk – oft mit Kreuzkümmel gewürzt), das wir uns fast jeden Tag irgendwo zwischendurch gönnen.
Nach Sint geht es nochmals für knapp 200 Höhenmeter bergauf, bevor die Asphalt- wieder einmal in eine Schotterstraße übergeht und wir bald darauf den wahrscheinlich beeindruckendsten Ausblick unserer Oman-Reise serviert bekommen.
Vor bzw. quasi unter uns liegt auf einmal ein extrem scharfkantig-konturenstarkes, finsteres Gebirge wie aus einer anderen Welt. Die nicht einmal 1.000m hohen Gipfel wirken wie eine mächtige Gebirgskette, die genauso das Eingangstor zu den höchsten Bergen der Welt sein könnte.
Wir staunen und fotografieren, bevor wir uns langsam eine stellenweise unfahrbar steile, weil auch tiefe Schotterpiste bergab tasten. Hier wird offenbar gerade mühsam an einer Straße gebaut – zwei Bagger stehen mitten in den Steilhängen; die indischen oder pakistanischen Straßenarbeiter machen gerade Mittagspause und beobachten mit großen Augen, wie wir die 500 Höhenmeter bergab fahren, rutschen und teilweise schieben. Gut möglich, dass hier im nächsten Jahr schon eine feine Asphaltstraße zu dem Pass hinauf führt, der oberhalb der Oase Wadi Al Ala‘ liegt.
Wir fahren nordöstlich weiter Richtung Hirimt, wieder mitten durch die Berge, bald auf Schotter und bergauf zu einem weiteren kleinen Pass Richtung der nächsten größeren Stadt: Al Hamra.
Wir kehren etwas vorher in Al Sudi hungrig in einem recht schmuddeligen Straßen-Restaurant ein, in dem wir ein super leckeres, scharfes Nudelgericht mit Ei serviert bekommen. Der Inhaber kommt aus Bangladesch und freut sich sichtlich, als wir noch eine zweite Portion bestellen.
Anschließend fahren wir wieder ein paar Meter zurück und schlagen unser Zelt am Rande von Al Sudi auf, lauschen beim Zeltaufbau mindestens drei sich „konkurrierender“ Muezzins und genießen erst den tollen Blick auf die sonnenbestrahlte Umgebung sowie etwas später den prächtig strahlenden Vollmond.